Jeder kann Leben retten. Das wollen Mülheims Rettungsdienste und Krankenhäuser zurzeit in der Woche der Wiederbelebung verdeutlichen. Seit gestern beantworten sie im Rhein-Ruhr-Zentrum interessierten Besuchern die Frage: Herzstillstand – Was tun? ,,Dabei geht es vor allem darum, den Menschen ihre Hemmungen zu nehmen“, erklärt Prof. Dr. Heinrich Wienecke, Chefarzt im Marien-Hospital.

Das ist auch Bürgermeisterin Magarete Wietelmann besonders wichtig, die die Aktionswoche eröffnet und daran erinnert: ,,Jeder von uns kann in die Situation kommen, lebensrettende Maßnahmen zu benötigen.“ Dann demonstrieren Helfer und Center-Manager Sascha Schönherr den richtigen Ablauf in einer Notfallsituation: Prüfen. Rufen. Drücken. ,,Zunächst sollte man die Atmung kontrollieren“, so Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. Wenn Atemstillstand besteht, solle man die 112 wählen oder eine andere Person dazu auffordern. Und dann drücken. Mindestens hundertmal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs. Gut zu merken: Der Takt des Klassikers ,,Nightfever“ ist dabei eine gute Gedächtnisstütze. Das Ganze dann etwa sieben Minuten lang, bis der Rettungsdienst eintrifft.

,,Ganz schön anstrengend“, finden Besucher, die ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse an den Puppen auffrischen. ,,Aber im Ernstfall merkt man die Anstrengung gar nicht“, sagt Jennifer Clayton, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Malteser. Sie selbst musste schon einmal reanimieren, erinnert sich: ,,Bei einem Fußballspiel ist der Torwart plötzlich umgekippt – Herzstillstand.“ Sein Kopf war wegen des Sauerstoffmangels schon blau angelaufen, und sie fragte sich: ,,Ob das noch hilft?“ Der Mann überlebte.

„Viele haben auch Angst, dem Verletzten Knochen zu brechen“, sagt Jennifer. Doch da kann Dr. Barbara Ossa-Küppers, Fachärztin am Marien-Hospital, beruhigen: Sie berichtet von einem Mann, der schon einmal reanimiert werden musste. ,,Ihm wurden dabei vier Rippen gebrochen, und heute ist er trotzdem sehr dankbar.“

Besonders dem Ehepaar Hannelore und Karl-Heinz Nitsche geht die Veranstaltung nahe. Beide haben Herzprobleme, 2007 dann der Notfall: Frau Nitsche hat einen Herzinfarkt, ihr Mann reagiert sofort und ruft den Notarzt. ,,Zum Glück war der sehr schnell da“, erinnert er sich. ,,ich selbst wäre zu den Wiederbelebungsmaßnahmen nicht in der Lage gewesen.“ Zu groß war der Schock.

Zum Glück geht es beiden heute wieder gut. ,,Mir ist das Leben ein zweites Mal geschenkt worden“, freut sich Hannelore Nitsche. Situationen wie diese zeigen: ,,Nichts zu tun, ist in jedem Fall die schlechteste Entscheidung“, so Wienecke.