Vom Stadtwappen über Arbeiten im Rathaus bis zur Gestaltung von U-Bahn-Schächten: Daniel Traub prägte das Stadtbild künstlerisch. Zu seinem 100. Geburtstag im nächsten Jahr wünschen sich die Nachkommen eine Ausstellung.
Wer durch die Stadt geht, kommt an Daniel Traub kaum vorbei. „Natürlich die großen Intarsien-Arbeiten im Rathaus und die Keramik-Motive in U-Bahn-Schächten” fallen Monika Kappelmayer und Dr. Hartmut Traub spontan ein. Und es werden immer mehr. Von ihrem Vater stammen das Mülheimer Stadtwappen von 1938 und die Stadtansichten. Traubs Arbeiten reichen von der Kunst im öffentlichen Raum, von Wandbildern in Kindergärten und Schulen über die Gestaltung von Garageneinfahrten für Freunde bis zu Etiketten für ein Stadtcafé und Bäckereien oder Bierdeckel und Krüge für die Brauerei Mann. „Noch heute erscheint die Petri-Kirche von ihm als Logo auf den Gemeindebriefen der Ev. Kirche.” Traub entwarf Plakate und illustrierte schon früh Bücher. Der Kreative gab Kurse in der Handelsschule, im Jugendheim und in der VHS. Ein abgehobenes Künstlerdasein war ihm fremd. „Es war sich für nix zu schade und hat damit auch Geld verdient.” Was steckt hinter dem Tausendsasa, der zudem im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet wurde, für ein Mensch? „Obwohl er die Einsamkeit geliebt hat, war er immer ein genussvoller Gesellschaftsmensch.” Bei der Weinbruderschaft in der Altstadt oder beim ersten Mülheimer Zimmertheater mischte er mit. Und: Traub wurde zum Stadt-Chronist der etwas anderen Art. Für seine Verdienste um die Stadt erhielt er den „Jobs” und den Förderpreis des Ruhrpreises. 2009 wäre er 100 Jahre alt geworden. Am 25. Oktober 1909 wurde er als Sohn eines baptistischen Predigers in Breslau geboren. Daniel Traub, der schon als Kind malte und als Jugendliche erste Illustrationen für die Gedichtbände seines Großvaters zeichnete, studierte von 1925 bis 1929 bei Professor Karl Rössing an der Folkwangschule Essen: „Dort hat er Holzschnitt und Illustrationen gelernt”, weiß Tochter Monika Kappelmayer. Danach führte der Weg zur Akademie der Bildenden Künste in Berlin. Während des Zweiten Weltkriegs ereilte den Künstler 1941 dasselbe Schicksal wie viele junge Männer. „Mit Ende 20 wurde er in den Russlandfeldzug eingezogen”, sagt Hartmut Traub. Sogar in Kriegszeiten war die Kunstkiste sein ständiger Begleiter. So zeichnete Traub für seine Kameraden. „Mülheim-Ansichten oder den Kölner Dom, alles aus dem Gedächtnis heraus”. In den Jahren entstand auch das Kleine Ukrainebuch mit 50 Farbstiftzeichnungen. Daniel Traub hatte drei Brüder und alle kamen im Krieg ums Leben. Er selbst wurde 1944 in Rumänien schwer verwundet, verlor ein Bein. Mit 35 Jahren kehrte er aus dem Krieg heim. Und mit „Erfahrungen, die ihn geprägt haben. Seine Sehnsucht nach Ruhe, Erhabenheit und Harmonie hat sich in der Kunst ausgedrückt.” Was für andere der Fotoapparat war, waren für Traub Block und Bleistift. Als er 1937 heiratete, entstanden 17 Zeichnungen aus dem Bayerischen Wald. Er illustrierte eine Erzählung aus Sumatra und ein eskimoisches Märchen. 1959 schuf er 15 Holzschnitte zu „Die Historie von der schönen Lau” von Eduard Mörike. „Das Haus unter dem Regenbogen”, heißt die Familienchronik mit Federzeichnungen aus dem Jahr 1964. Was wohl Traubs Vorstellung von Familie trifft: Mit ihren neun Kindern, sieben Jungs und zwei Mädchen, lebte das Ehepaar im Haus am Saturnweg in Speldorf. „Unsere Türen standen allen immer offen”, erinnern sich die Nachkommen an turbulente Zeiten. Und er war ein Vater, „wie Väter eben so sind. Wenn's nötig war, ist er auch mal dazwischengegangen.” Musik, Natur und Literatur: „Der Vater war immer bestrebt, uns soviel Werte wie möglich mitzugeben”, betont Monika Kappelmayer. Ein Spruch ist ihr nachhaltig in Erinnerung geblieben: „Man muss seine Nase nicht in jeden Dreck stecken, um zu wissen, wie er stinkt.” Mit 85 Jahren ist Daniel Traub am 17. Juli 1995 gestorben. „Ganz friedlich im Kreise der Familie.”