Mülheim. Ist etwa Alkohol oder doch nur Limo in der Flasche? Jugendliche sollen bei Großveranstaltungen in Mülheim zukünftig gezielt mit Teststreifen auf Alkohol kontrolliert werden. Einsätze sind auch beim Rosenmontagszug und Abifest auf der Schleuseninsel geplant.
Die Stadt plant den Alkoholkonsum von Minderjährigen auf Großveranstaltungen zukünftig gezielt zu kontrollieren. Dazu soll das Ordnungsamt unter anderem beim Rosenmontagszug oder der Abiturfeier auf der Schleuseninsel zum Einsatz kommen.
„Alkohol in Limo- oder Wasserflaschen zu ‘verstecken’, ist nichts Ungewöhnliches mehr. Mischgetränke liegen im Trend“, sagt Christa Bargatzky, Abteilungsleiterin Gewerbe im Ordnungsamt. Zur Alkoholkontrolle werden deshalb Teststreifen verwendet, die in Kontakt mit alkoholhaltigen Getränken ihre Farbe ändern und so Auskunft darüber geben sollen, ob sich in einer Flasche nur Orangensaft oder eine Wodkamischung befindet. Für den Test werden die Einsatzkräfte Proben aus den Getränken entnehmen. In zwei Minuten soll sich ein Ergebnis zeigen.
Minderjährige müssen Alkohol entsorgen
Jugendliche unter 18, die mit Hochprozentigem erwischt werden, haben die Pflicht, das Getränk umgehend zu entsorgen. „Die Erziehungsberechtigten werden informiert, falls sich ein Jugendlicher weigert oder erkennbar ist, dass er stark alkoholisiert ist“, erklärt Jörg Eckhoff vom Mülheimer Ordnungsamt.
Die Notwendigkeit für die Kontrolle sieht die Stadt im zunehmenden Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen. Mit der Einschätzung stützt sie sich auf keine konkrete Erhebung, sondern auf allgemeine Schilderungen über einen längeren Zeitraum. „Viel mehr geht es darum, überhaupt verlässliche Zahlen über den Alkoholmissbrauch in Mülheim zu erhalten“, so Eckhoff.
Auch Kontrolle von Betrieben
Die Teststreifen kamen bisher in vereinzelten Städten wie Düsseldorf, Stuttgart und Münster zum Einsatz. Eckhoff: „Das Feedback aus den Städten war grundlegend positiv“. Deswegen habe sich auch das Mülheimer Ordnungsamt für die Bestellung der Messstreifen entschieden, die im Übrigen nicht nur im Rahmen des Jugendschutz eingesetzt werden sollen. Die Stadt kündigte an, auch Getränke in zufällig ausgewählten Gaststätten zu kontrollieren, die keine Erlaubnis zum Alkoholausschank besitzen.
Um sich mit den Teststreifen vertraut zu machen, kontrolliert das Ordnungsamt zum ersten Mal am 20. September auf dem „Groove Point Festival“ für Nachwuchsbands in Dümpten.
Beim Groove Point Festival feiern mehrere Generationen gemeinsam
Beim Musikfestival am Jugendkulturzentrum „Der Springende Punkt“ werden laut Veranstalter keine selbst mitgebrachten Getränke gestattet und keine hochprozentigen Getränke angeboten. „Wir hatten noch nie Probleme mit Alkoholmissbrauch“, so Julia Herbrand vom Jugendzentrum. Dass das Festival für die ersten Alkoholtests ausgewählt wurde, sei lediglich dem „Zufallsprinzip“ geschuldet, wie die Stadt betont.
Erste Kontrollen beim „Groove Point“ am Wochenende
„Wir wurden etwas vom Ordnungsamt überrannt“, erzählt Georg Jöres von den Caritas-Sozialdiensten, Kooperationspartner vom Jugendkulturzentrum „Der Springende Punkt“. Hier findet am Samstag, 20. September, zum fünften Mal das „Groove Point Festival“ für Nachwuchsbands aus dem gesamten Ruhrgebiet statt. Und hier wird die Stadt zum ersten Mal ihre Teststreifen zur Alkoholkontrolle bei Jugendlichen einsetzen.
Groove Point Festival
„Dass das Ordnungsamt zu uns kommt, haben wir erst über die Presse mitbekommen“, bedauert Jöres. „Aber wir stehen der Aktion positiv gegenüber. Der Jugendschutz hat am Jugendkulturzentrum immer einen hohen Stellenwert gehabt.“ Dass sich Jugendliche von den Kontrollen abgeschreckt fühlen könnten, glauben die Veranstalter nicht. „Es wird alles wie immer sein“, verspricht Christina Jungnitz vom Jugendzentrum. Denn ohnehin müssen mitgebrachte Getränke am Einlass abgegeben werden. Probleme mit Gästen, die ihre Flaschen nicht abgeben wollen, gäbe es selten, so Jungnitz.
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Dank der nüchternen Stimmung bringe das Fest sogar die Jugend mit der älteren Nachbarschaft zusammen. „Als Festival in einer Wohngegend haben wir keine optimale Lage“, so Jungnitz. „Aber die Anwohner nehmen die Musik gut auf. Viele kommen auch vorbei.“ Zu einem „Mehrgenerationenfestival“ habe sich die Veranstaltung dadurch entwickelt.
