Mülheim.. Angefangen hat er mit einer Ausbilung zum Berufsberater, nun ist Jürgen Koch neuer Leiter der für Mülheim zuständigen Arbeitsagentur. Für den 44-Jährigen ist besonders die Jugendarbeitslosigkeit ein Thema, das ihn beschäftigen wird.

Seine Vorgängerin aus Norddeutschland, Christiane Fern, weilte nur zwei Jahre als Chefin der für Mülheim und Oberhausen zuständige Arbeitsagentur hier; der 44 Jahre alte, aus der Eifel stammende Jürgen Koch verspricht, seine Aufgabe langfristig anzugehen. „Wenn man auf dem Arbeitsmarkt etwas bewegen will, braucht man einen langen Atem und Ausdauer“, sagt der seit Anfang August in Oberhausen arbeitende Koch beim ersten Redaktionsbesuch.

Der in Düsseldorf mit seiner Frau lebende Koch hat eine typische Karriere in der Arbeitslosenbehörde hinter sich: mit 19 Jahren Ausbildung zum Berufsberater, mehrere Stationen in verschiedenen Arbeitsagenturen, in der NRW-Regionaldirektion Düsseldorf sowie fünf Jahre in der Nürnberger Bundesagentur. Zuletzt leitete er übergangsweise die Arbeitsagentur in Aachen und lernte den Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet als Co-Geschäftsführer der Arbeitsagentur Dortmund kennen.

Dass er nun mit Mülheim und Oberhausen für zwei sehr unterschiedliche Städte mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen verantwortlich zeichnet, ist Jürgen Koch bewusst. Die Jugendarbeitslosigkeit ist ein Stichwort, das der 44-Jährige mit Blick auf den Mülheimer Arbeitsmarkt nennt. Das „U25-Haus“ hebt her in diesem Zusammenhang hervor und sieht darin einen erfolgversprechenden Ansatz. In der Anlaufstelle in der Mülheimer Innenstadt werden alle Maßnahmen verschiedener Akteure gebündelt, die junge Menschen in Arbeit bringen.

241 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz



Die Arbeitsagentur für Mülheim und Oberhausen hat ihren Hauptsitz in Oberhausen an der Mülheimer Straße 35. Die Mülheimer Geschäftsstelle ist an der Kaiserstraße 99 zu finden.



Im August 2014 waren in Mülheim 6709 Menschen arbeitslos gemeldet. 85 mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote beträgt 8,1 Prozent. Von den 344 arbeitslosen jungen Menschen haben 27 Prozent keinen Schulabschluss und 58 Prozent keine Berufsausbildung. 909 junge Leute wurden mit einem Ausbildungsplatz versorgt, 241 Bewerber gelten noch als unversorgt, das sind 26 mehr als im Vorjahr.

Jürgen Koch hat nach den revolutionären Umwälzungen vor mehr als zehn Jahren in der Bundesagentur die Sprache der Reformer verinnerlicht: Arbeitslose sind Kunden; das Arbeitsamt keine Behörde, sondern eine Versicherung; der Mitarbeiter Dienstleister für Arbeitslose; es gibt kein „bin nicht zuständig“, sondern ein „wir sind verantwortlich“.

Dazu passen seine wohl überlegt komponierten Sätze: „Ich bin nicht zahlenlastig, sondern menschenlastig“; „Ich spreche lieber von Herausforderung als von Problemen“; „Wir sind Kümmerer für Menschen“; „Wir müssen vernetzt denken“; „Die Kunden erhalten eine Dienstleistung, für die sie bezahlt haben.“ Auch Hartz-IV-Langzeitarbeitslose seien für ihn keine Bittsteller. Er legt Wert darauf, dass man alle Menschen mit Respekt behandelt. „Dazu gehört auch, dass man die Leute grüßt.“

Patentrezepte, wie man die Arbeitslosigkeit absenkt, hat Koch natürlich nicht. Aber er strebt eine breitere intensivere Partnerschaft mit Betrieben, Kammern, Schulen, Gewerkschaften und der Stadt an. „Alleine verbessern kann ich die Lage nicht.“ Er will sich selbst an oberster Stelle um die Wünsche der hiesigen Unternehmen kümmern – und vor Ort sein.