50 Millionen Euro - in dieser Höhe hat die Stadt in den vergangenen Jahren Kredite in Schweizer Franken abgeschlossen. Ein nennenswertes Wechselkursrisiko kann die Kämmerei aktuell nicht erkennen, wie sie auf Anfrage der NRZ mitteilt. Genau darüber wird aktuell diskutiert, denn der Bund der Steuerzahler hat diese Kredit-Form massiv kritisiert: Die schwankenden Wechselkurse stellten ein zu hohes Risiko dar. Allerdings ist Mülheim damit nicht allein, vielmehr erfreuten solche Franken-Kredite sich in der Vergangenheit bei vielen Kommunen einer großen Beliebtheit: In Gelsenkirchen sind es 361 Millionen, in Bochum 180 Millionen. Der niedrige Schweizer Zinssatz war verlockend. Die Konditionen für diese Kredite seien damals günstiger gewesen als für solche im Euro-Raum. Allerdings wäre jetzt ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für eine Rückzahlung. Denn wegen des schlechten Wechselkurses entstünde für den Haushalt ein finanzieller Nachteil von 82 000 Euro.

Bisher hat sich der Kredit in Franken aber durchaus gelohnt wie Bonan vorrechnet. Durch den günstigen Wechselkurs entstand ein Vorteil von rund 2,164 Millionen Euro. Bei dem aktuellen Wechselkurs (zum Stichtag 10. September liegt der Referenzkurs laut Europäischer Zentralbank bei 1,2946 Euro) würde sich aber ein Nachteil ergeben: rund 2,246 Millionen Euro. Verrechnet man nun beide Beträge miteinander, kommt man auf die 82 000 Euro.

Der aktuelle Wechselkurs ist also der entscheidende Faktor. Aber gerade deswegen bricht in der Kämmerei auch keine Panik aus. Denn im Moment, so betont Kämmerer Uwe Bonan, bestünde keinerlei Grund dazu, diese Kassenkredite zurückzuzahlen. Die Haushaltssituation, so seine Einschätzung, mache dies auf absehbare Zeit auch nicht notwendig. Die Strategie lautet also: So lange warten, bis wieder ein ähnlich günstiger Kurs besteht wie zum Zeitpunkt des Abschlusses. Damals lag der Referenzkurs bei 1,21 Euro.

Was die Wechselkursentwicklung angeht, rechnet die Kämmerei mit Stabilität. Im September 2011 hat die Schweizerische Nationalbank einen Mindestkurs von 1,20 Euro festgelegt. Seither sei dieser nie unterschritten worden. Und auch aktuell bestünden keinerlei Hinweise, dass diese Grenze unterschritten werden könnte.

Im Mülheimer Rathaus kann man also keine nachträgliche Klage über diese Kredite hören. In anderen Kommunen, so konnte man in den letzten Tagen lesen, sieht das anders aus. Die Kämmerei hält das Risiko für beherrschbar. Schließlich muss auch beachtet werden: Mit jedem Kredit äußert man eine Zinsmeinung; meist die, dass es kaum günstiger geht.

Gleichwohl, schon vor längerer Zeit hat die Politik eine grundsätzliche Entscheidung getroffen: Neue Kredite in Schweizer Franken wird es nicht geben.