Mülheim. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Immer mehr Eltern wenden sich von den Förderschulen ab und melden ihre Kinder an Regelschulen an. In Mülheim hat das wohl schon ab dem kommenden Schuljahr Folgen: Nicht alle Förderschulen haben eine Zukunft. Schulrätin will eine Förderschule erhalten.

Die Inklusion zeigt Wirkung. Die Zahl von Schülern mit besonderem Förderbedarf, die an Regelgrundschulen unterrichtet werden, steigt: Im vergangenen Schuljahr wurden 140 Kinder inklusiv beschult. Für das jüngst gestartete wurden hingegen über 200 Jungen und Mädchen neu für den inklusiven Unterricht angemeldet. Das spüren jene Mülheimer Förderschulen, die einen oder mehrere der Förderschwerpunkte Lernen, Sprache, Emotionale und soziale Entwicklung haben. Im nächsten Bildungsausschuss am 22. September wird die Zukunft dieser drei Schulen Thema sein – und die ist fraglich.

Eins vorneweg: Die Rembergschule, Mülheims vierte Förderschule, betrifft das nicht. Sie hat als einzige den Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“, mit dem laut Uwe Alex, Leiter des Amts für Kinder, Jugend und Schule, ein spezifischer „pflegerischer und therapeutischer Standard einhergeht“. Die Anmeldezahlen dort blieben auch stabil.

Der Elternwille gibt die Richtung vor

Anders sieht es an der Peter-Härtling-Schule (Schwerpunkt: Emotionale und soziale Entwicklung), der Tersteegenschule (Lernen) und der Wilhelm-Busch-Schule (Lernen, Sprache, Emotionale und soziale Entwicklung) aus. „Unsere Schülerzahlen sinken, das muss man ehrlich so sagen“, räumt Wolfgang Kallis ein, stellv. Leiter der Tersteegenschule. Derzeit besuchen 130 Kinder die Heißener Förderschule; im Juli 2013 waren es noch 158. Damit liegt die Tersteegenschule unter der von der Landesregierung festgelegten Mindestschülerzahl von 144. „Dem muss der Schulträger Rechnung tragen. Wenn er nicht handelt, handeln andere für ihn“, so Kallis.

Denn die Zahlen sind eindeutig. Karin Lennartz, Schulrätin für Essen und Mülheim, ist überzeugt: „Bereits im nächsten Jahr wird es schwierig, alle drei Schulen zu halten.“ Deshalb laufen Überlegungen, „was wir mit ihnen machen“. Genaueres will man im Bildungsausschuss präsentieren; klar ist für Uwe Alex aber: „Inklusiv zu denken, heißt im Wesentlichen auf Förderschulen zu verzichten. Drei Schulen sind zu viele, als dass wir sie halten könnten.“ Ihm Schweben schulorganisatorische Maßnahmen wie Förderschulverbünde vor.

Schulrätin will mindestens einen Standort erhalten

Schulrätin Karin Lennartz betont, dass sie sich einsetzen möchte, „für Mülheim mindestens einen Standort zu erhalten“. Es gebe Städte ohne Förderschulen, dort fehlten Eltern Wahlmöglichkeiten. Wolfgang Kallis betont, dass der Elternwille die Richtung vorgibt. Dennoch ist es ihm wichtig, dass bei allen Diskussionen um Barrierefreiheit und nötige bauliche Maßnahmen jene Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen nicht vergessen werden. „Das sind die, die scheinbar am einfachsten zu beschulen sind.“ Aber Barrieren, die sich im Lernen ergeben, ließen sich nicht einfach durch einen Aufzug überwinden.