Stadtmitte. .

Auf dem Transportband drängeln sich jede Menge Tüten mit Süßigkeiten, eine Packung Kaffeefilter, Konserven und Schmink-Pads. An der Kasse sitzt Alina Ritter, 15 Jahre alt, aus Oberhausen. Sie scannt die Waren ein. Zwei Freundinnen mimen die Kundinnen. Spielgeld wechselt den Besitzer.

„Live erleben – das ist das Spezielle in diesem Jahr“, erklärt Mülheims Stadtsprecher Volker Wiebels. Die Stadt – hier das U25-Haus und das Sozialamt – hat gemeinsam mit der Agentur für Arbeit die 7. Ausbildungsmesse auf die Beine gestellt. „Das siebte Jahr ist in diesem Fall aber kein verflixtes, in dem etwas endet. Wir werden den erfolgreichen Weg weitergehen“, erklärt Klaus Konietzka, Leiter des Sozialamtes. Von der Qualität der Messe überzeugte sich auch Jürgen Koch, erst seit kurzem Chef der hiesigen Agentur für Arbeit. „Ich bin begeistert. Der Dank geht an die Stadt, aber ganz besonders an die Unternehmen und die Schulen“, sagte Koch. Aber: 4,8 Prozent Jugend-Arbeitslosigkeit sei zwar wenig, „doch immer noch zu viel“. Eine duale Ausbildung sei ein solider Start ins Berufsleben. Wichtig sei dabei der erste Schritt.

So sieht es auch Claudia Mainka. Die 17-jährige Mülheimerin besucht bis zum kommenden Jahr noch das Berufskolleg Lehnerstraße. Danach will sie eine Ausbildung zur Großhandels- bzw. Industriekauffrau beginnen. „Bei einem Betrieb habe ich mich zuvor schon online beworben. Heute hatte ich hier ein persönliches Gespräch. Und in der kommenden Woche habe ich bei diesem Unternehmen ein Vorstellungsgespräch“, ist Claudia Mainka zuversichtlich.

Für Felix Schmidt (16) und Sebastian Grabig (15), beide von der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, steht das Abi an erster Stelle. „Wir wollen beide ein duales Studium beginnen“, sagt Felix Schmidt, der Jura machen will. Sebastian Grabig sieht seine Zukunft im höheren Dienst des Finanzamtes.

Ob die Oberhausenerin Alina Ritter mal Kassiererin werden wird? Eher nicht, scheint ihr Blick zu sagen. Der Selbstversuch hat trotzdem sein Gutes. „Wenn ich demnächst im Supermarkt an der Kasse stehen werde, kann ich nachempfinden, was der Beruf der Kassiererin bedeutet“, sagt die 15-Jährige und schlendert mit ihren Freundinnen zum nächsten Stand, um sich weiter über das reichhaltige Angebot zu informieren.

1500 Schülerinnen und Schüler aus Mülheim, Oberhausen und Duisburg kamen am Donnerstag zur Messe in die Stadthalle. 50 Aussteller unterbreiteten ihnen Ausbildungsangebote. Von der Polizei bis zum Finanzamt, von der Bäckerei bis zum Chemie-Unternehmen.

Bei den jungen Frauen seien beim Berufswunsch immer noch die kaufmännischen Berufe der Renner. Junge Männer zieht es am stärksten zum Kfz-Handwerk, so Jürgen Koch, Chef der Agentur für Arbeit. Messen wie die in Mülheim seien bestens dazu geeignet, den Schülerinnen und Schülern die Bandbreite der Ausbildungsberufe (es gibt weit mehr als 200) zu zeigen.

Vom WKSB-Isolierer (Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutzisolierer) dürften die meisten noch nicht gehört haben. Thomas van Elten, Ausbildungsleiter der weltweit agierenden Heinrich Tapp GmbH aus Mülheim wirbt für diesen Berufsstand auf der Messe.

Wie Thomas van Elten spricht Gerald Mosel (Ausbildungsleiter der Oxea GmbH, Werk Ruhrchemie in Oberhausen) besonders Frauen an, neben dem Kaufmännischen vielleicht auch eine handwerkliche Ausbildung wie Chemikantin in Erwägung zu ziehen. „50 Prozent Frauen, 50 Prozent Männer wäre schön. Wir schaffen zurzeit aber nur 80:20.“

1150 junge Menschen haben seit Oktober 2013 nach beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten im Mülheim gesucht. „Unversorgt“ blieben bisher 241. Anlass für die Agentur für Arbeit, auf der Messe eine „Last-Minute-Börse“ einzurichten, die auch stark besucht war.