Mülheim.. Der Aufsichtsrat der Essener Evag stellt die Zusammenarbeit mit Mülheim und Duisburg im Nahverkehrsverbund Via auf den Prüfstand. Hat Via das eigentliche Ziel aus den Augen verloren? Immer mehr Kritik gibt es, dass der Verbund zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist.
Der ÖPNV-Verbund von Essen, Duisburg und Mülheim, der im Sommer 2010 Auswuchs fand im Gemeinschaftsunternehmen Via, zweifelt an sich selbst. Nun beschloss der Aufsichtsrat der Essener Evag, die Kooperation, die im Nahverkehr Einspareffekte in Millionenhöhe bringen soll, auf den Prüfstand zu stellen. Auch in Mülheim gibt es Zweifel, ob sich der Verbund auf Spur bringen lässt.
„Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen und zu fragen: Was bringt uns das?“, so Lothar Grüll, für Verdi als stellvertretender Vorsitzender im Evag-Aufsichtsrat. Es knirscht mächtig im Via-Getriebe. „Es herrscht Gefrierschranktemperatur“, beschreiben Teilnehmer Via-Aufsichtsratssitzungen.
Es wird mit harten Bandagen gekämpft
Streit entfacht sich insbesondere an der Frage, wie das Personalwesen künftig organisiert wird. Ist es bislang üblich, dass die drei Betriebe ihre Mitarbeiter dem Verbund oder einem ihrer Partner per Gestellungsvertrag überlassen, ist dies künftig per Gesetzgebung nicht mehr auf Dauer möglich. Heißt: Die Mitarbeiter müssten eine neue Heimat bei der Via finden, wären nicht mehr an ihre heutigen Arbeitgeber gebunden. Nicht nur dort getroffene Betriebsvereinbarungen stünden zur Disposition, auch verlören örtliche Arbeitnehmervertretungen Einfluss. Um all dies, auch die Schaffung und Besetzung eines Arbeitsdirektor-Postens, wird mit harten Bandagen gekämpft. Auch Mülheims Bus-statt-Bahn-Debatte hat für Unmut gesorgt.
Kämmerer steht zur Kooperation
So weit denkt Kämmerer Uwe Bonan nicht. Wegen der Finanzierungsprobleme im ÖPNV sei es wichtig, über die Kooperation Synergien zu erzielen. Über dies, so die Bündelung von Werkstätten und den städteübergreifenden Personaleinsatz, sei nun endlich vorrangig zu diskutieren, nicht „über Posten“. Ein Scheitern von Via, so Bonan, wolle wohl niemand. „Dann haben wir die Privatisierungsdiskussion wieder im Haus.“
Klaus-Peter Wandelenus, MVG-Geschäftsführer und Via-Vorstand, sieht den Verbund nicht am Ende, die Debatte sei „hochgespielt“. Die Kooperation kritisch auf den Prüfstand zu stellen, wie jetzt in Essen initiiert, sei doch normal. 6,5 von 13,5 Millionen Euro strukturellem Einsparziel bis zum Jahr 2020 seien gehoben. Weitergehende Maßnahmen seien nun mal, auch wegen der Mitbestimmung, schwieriger umzusetzen.