Die Polizei hat am Freitag Abend eine Demonstration der Bürgerinitiative Wissollstraße aufgelöst und gegen sechs Personen Strafanzeigen wegen Beleidigung, Widerstands gegen Polizeibeamte und versuchte Gefangenenbefreiung gestellt. Die Veranstalter bestreiten alle Vorwürfe, nennen das Verhalten der Polizei „skandalös“ und behaupten, die Demonstration selbst abgebrochen zu haben.

Nach Angaben der Polizei war der Zug der etwa 150 Teilnehmer, die am Konrad-Adenauer-Platz Richtung Speldorf gestartet waren, in Höhe der Duisburger Straße außer Kontrolle geraten. Wie die Polizei erklärte, rannten etwa 100 der meisten jungen und jugendlichen Teilnehmer in den Gegenverkehr. Die begleitenden Ordnungskräfte und die hinzugezogene Bereitschaftspolizei mussten daraufhin die gesamte Duisburger Straße einschließlich des Bus- und Bahnverkehrs „zum Schutz der Demonstranten“ sperren.

Wie bei Demonstrationen üblich hatten die Veranstalter im Vorfeld mit der Polizei Zugweg, Verhalten und ein Alkoholverbot abgesprochen. Als vom Veranstalter nach dem Verlassen des geschützten Weges auch noch zum Kauf von Alkohol aufgerufen wurde, eskalierte die Situation. Die Polizei berichtete, dass Teilnehmer auf die absperrenden Bereitschaftspolizisten zurannten und „mit körperlichen Attacken“ die Konfrontation suchten. Eine junge Frau, deren Personalien durch eine Beamtin festgestellt werden sollten, wurde gewaltsam in die Gruppe zurückgezogen, die Beamtin dabei aus der Menge heraus geschlagen. Der Einsatzleiter der Polizei, der in diesem Moment den Veranstaltungsleiter nicht finden konnten, beendete daraufhin die Demonstration. Später am Abend zogen dann noch kleine Gruppen friedlich zum geplanten Demonstrationsziel nach Speldorf. Bei der Demonstration ging es zum wiederholten Mal um den Erhalt von Tengelmann-Häusern an der Wissollstraße und um die allgemeine Forderung nach bezahlbarem Wohnraum.

Die Bürgerinitiative war sich gestern keiner Schuld bewusst und sprach von „enthemmten“ Polizeibeamten. Beistand erhielt die Gruppe von der Partei Die Linke. Die behauptete, die Polizei habe „konkrete Übergriffe geplant“. Als Beleg hieß es in einer Presseerklärung, die Beamten hätten sich frühzeitig Handschuhe übergestreift.