Warum um alles in der Welt legt sich das Land wegen 200 000 Euro mit den Städten derart an? Machen die Grünen im Land, denen der Flughafen nicht schnell genug verschwindet, Druck auf den Koalitionspartner? Jedenfalls macht ein SPD Minister Druck auf die beiden SPD Oberbürgermeister, die sich beide im nächsten Jahr vielleicht wieder zur Wahl stellen, und lässt sie wie Verwaltungsspitzen aussehen, die ihren Job nicht vernünftig machen. Bei allen Ausstiegsbeschlüssen, Gutachten und juristischen Auseinandersetzungen, die es seit Jahren zum Flughafen gibt — noch ist das ein Wirtschaftsstandort, wo 150 Menschen ihren Arbeitsplatz haben. Und es ist ein Standort, an dem sich die früheren Ratsmitglieder gegenüber Unternehmen verpflichtet haben, Flugverkehr zu ermöglichen. Die Unternehmen können sich auf höchstrichterliche Urteile zum Flughafen stützen.

Ein möglicherweise jahrelanger Rechtsstreit mit dem Land lohnt sich nicht. Die Städte werden die Landeslast übernehmen müssen, zumindest Mülheim wird nicht darum herum kommen. Eine Katastrophe wäre das auch nicht. Die ohnehin desolate Haushaltslage würde dadurch unmerklich verschlechtert. Da wirken sich andere Sachen wesentlich gravierender aus: Der Jahresverlust der MVG klettert inzwischen auf 34 Millionen Euro! Nur ein Beispiel. Oder: Nach wie vor gelingt es der Stadt nicht, Firmen im Gewerbepark am Flughafen anzusiedeln und dadurch mehr Gewerbesteuern einzunehmen. Man hat sich selbst Auflagen gegeben, die Unternehmen eher abschrecken als anlocken.
Der Flughafen frisst seit Jahren politische Energie – ohne Gewinn. Da wäre es wahrlich sinnvoller, mehr Zeit und Gedanken in die städtische Familienpolitik zu stecken. Die OB setzt damit ein wichtiges Thema. Ein Erfolg wird sich nicht an Ankündigungen oder dazu produzierten Papierbergen zeigen, sondern an konkreten Verbesserungen. Der Rat muss auch bereit sein, Gelder für Familien umzuschichten. Beispiel: Eine offene Ganztagsbetreuung in Saarn dürfte, wie zuletzt geschehen, dann eben nicht mehr bei einer Abstimmung kippen.