20 Jahre Kunstmuseum in der Alten Post und jeweils fünf Jahre Medienhaus und Rick’s Café werden am kommenden Samstag und Sonntag rund um den Synagogenplatz groß gefeiert (wir berichteten). Die Galerien in der Innenstadt setzen noch einen drauf: Gerold Hamé lädt am Samstagabend an der Schloßstraße zu einem Sommerfest ein. Die „Kunstmeile“ geht über die Wallstraße weiter runter bis zur Galerie an der Ruhr. Dort präsentieren fünf Künstler unter dem Titel „Migrint“ ihre Arbeiten zum Thema Migration und Integration. Mit Trommelwirbel und dem Rhythmus der Kölner Gruppe „Mama Afrika“ steigt die Vernissage Samstag, 23. August, 15 Uhr, in der denkmalgeschützten Kreativ-Villa an der Ruhrstraße 3.

Wiegen für die Kunst

Um die Gewichtigkeit von Kunst zu unterstreichen, hat sich Galerieleiter Alexander-Ivo Franz etwas einfallen lassen: Jeder Besucher der Ausstellung wird anonym gewogen – am Ende steht fest, was wiegt die Kunst zu einem der bewegenden Themen unserer Zeit. Dabei wird ein Kunstwerk verlost. Wo die Welt durch immer mehr Flüchtlingswellen, Katastrophen und Kriegsschauplätze aus den Fugen zu geraten droht, haben sich Marga Steinwasser, Jürgen Heinrich Block, Manfred Dahmen, Aliv Franz und Heiner Schmitz mit den Fragen von Flucht und Vertreibung, Einwanderung und Integration sowie mit den Hintergründen dazu beschäftigt.

Auf der Flucht vor den Nazis hat es eine jüdische Familie, die über mehrere Generationen in Mülheim lebte, 1938 in die halbe Welt verschlagen. Der Vater von Marga Steinwasser fand in Argentinien eine neue Heimat und gründete in Buenos Aires eine Familie. Über Kontakte durch Klaus Wichmann und den Arbeitskreis Migration und Geschichte kam Marga Steinwasser im vergangenen Jahr zum ersten Mal in die Heimatstadt ihrer Vorfahren. In einer Ausstellung im Medienhaus präsentierte sie 2013 mit dem „Trapo“ das „textile Archiv meines Lebens“, ein rund 200 Meter langer Schal aus Tüchern, Stoff-Resten und -Fetzen mit Erinnerungswert, der in Mülheim noch gewachsen ist: Nach einem Aufruf sind gut 60 Meter aus Mülheim dazugekommen. Und auch bei der aktuellen Ausstellung in der Galerie an der Ruhr baumelt der „Trapo“ im Treppenhaus von der Decke. Zum zweiten Mal in Mülheim zu Gast, fühlt sich die quirlige Künstlerin hier gut aufgenommen: „Es ist komisch, aber ich fühle mich hier ein bisschen zu Hause.“ So, als habe man eine lange Reise gemacht und wäre wieder angekommen. Passend zum Thema präsentiert Marga Steinwasser eine biologische Arbeit, „die mit Wurzeln zu tun hat“. Allerlei verschiedene Pflanzen stehen in Gläsern auf durchsichtigen Regalen an einer Wand. Ergänzend dazu fertigte die Künstlerin filigrane Pflanzendrucke. Wie jeder Mensch „ist auch jede Pflanze anders und einzigartig“, sagt sie: „Manche können in andere Töpfe verpflanzt werden, andere gehen dabei ein.“