Mülheim. . Der Schulstart nach den Sommerferien ist tradionell der Termin, an dem die Mülheimer Verkehrsgesellschaft mit überarbeitetem Angebot losrollt. In diesem Sommer passiert aber – trotz neuen Nahverkehrsplans – gar nichts.

Morgen, am Tag des Schulbeginns nach den Ferien, wäre Zeit für einen Fahrplanwechsel bei den Mülheimer Bussen und Bahnen. Doch einen Fahrplanwechsel wird es in diesem Jahr nicht geben – und das, obwohl sich die Stadt im Dezember des Vorjahres reichlich Änderungen im Nahverkehrsangebot verordnet hat. Mit der Umsetzung lassen sich Stadt und MVG Zeit.

Klar war von vornherein, dass die beschlossene Ausdünnung im Straßenbahn-Takt der Linien 102, 104 und 112 erst im Jahr 2017 Realität werden soll, wenn die MVG alle ihre 15 neu bestellten, größeren Straßenbahnen am Betriebshof hat. In Summe sollen auf den benannten Linien rund 350 000 Kilometer Fahrleistung pro Jahr eingespart werden (-26,2 Prozent) – das ist neben der geplanten Stilllegung der Linie 110 im kommenden Jahr der wesentliche Anteil am städtischen Sparkonzept, das 2,2 bis 2,6 Millionen Euro erzielen will.

Weder Änderungen im Bus- noch im Bahnangebot

Der Zeitplan sieht überdies vor, die Linie 102 schon im nächsten Jahr am Waldschlößchen in Broich zu kappen, die 112 soll ebenfalls schon 2015 über den Kaiserplatz hinaus zum Hauptfriedhof rollen. So sieht es der von der Politik beschlossene Zeitplan vor. Derzeit mag aber niemand recht eine Aussage treffen, ob in 2015 tatsächlich schon alle Voraussetzungen geschaffen sind, die die Umstrukturierung im Netz ermöglichen. Etwa muss am Waldschlößchen eine neue Wendemöglichkeit geschaffen werden.

Beschlossen hatte die Politik im Dezember allerdings auch die Ausweitung des Busangebotes um jährlich rund 270 000 Kilometer (+9,5 Prozent). Positiver Effekt hierbei sollte vor allem die Vereinheitlichung der Betriebszeiten sein. Alle Buslinien sollen fortan ein Angebot bis 23.30 Uhr am Abend haben, so dass alle Haltestellen bis spät abends bedient werden. Kräftig ausgeweitet werden soll das Fahrtenangebot auf den Linien 131 (Breitscheid – Saarn – Broich – Stadtmitte – Winkhausen), 133 (Saarner Kuppe, Kassenberg – Stadtmitte – Eppinghofen – Heidkamp/Dümpten) und 134 (Mintard – Saarn – Broich/Speldorf – Hafen).

Doch nicht einmal die Vereinheitlichung der Betriebszeiten wird es in diesem Sommer geben. So bleibt es etwa auch auf der West-Ost-Achse der Linie 129 zwischen Styrum und Rhein-Ruhr-Zentrum vorerst dabei, dass an Samstagen der letzte Bus ab RRZ um 16.08 Uhr abfährt. Und das, obwohl die Center-Geschäfte schon seit zig Jahren samstags bis 20 Uhr geöffnet haben. Kunden und RRZ-Mitarbeiter müssen noch weiter warten, bis das Busangebot sich der Verhältnisse vor Ort angepasst haben wird. Besserung frühestens 2015.

MVG-Chef: Vorlaufzeit hat einfach nicht ausgereicht

Warum wird in diesem Sommer gar nichts aus dem neuen Nahverkehrsplan Eingang in den Fahrplan finden? In Abwesenheit verantwortlicher Mitarbeiter der Fachverwaltung sagte Stadtsprecher Volker Wiebels am Montag nur, dass man erst 2015 mit der Umsetzung beginnen werde. 2014 seien noch eine Reihe von Prüfaufträgen abzuarbeiten. Ein Zusammenhang zwischen Nahverkehrsplan und möglichem Fahrplanwechsel in diesem Sommer habe nie bestanden.

„Für einen Fahrplanwechsel in diesem Sommer hat die Vorlaufzeit einfach nicht ausgereicht“, wurde MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus schon deutlicher. Im aktuellen Wirtschaftsplan des Verkehrsbetriebes gebe es auch keinen Puffer, im Busangebot Mehrleistungen zu erbringen, ohne dass es an anderer Stelle eine Kompensation gebe.

Weiter Gespräche zwischen Stadt und MVG

Weiter laufen laut Wandelenus Gespräche mit der Stadt als Auftraggeberin, wie das Maßnahmenbündel aus dem Nahverkehrsplan stimmig umzusetzen ist. Dabei gehe es auch um die Frage, wer die zusätzlichen Buskilometer überhaupt auf die Strecke bringen soll: die MVG selbst, der Verkehrsbetrieb einer Nachbarstadt oder Fremdfirmen?

Wenn es die MVG machen soll, so Wandelenus, müsse die Politik ja erst auch noch die Bestellung zusätzlicher Busse auf den Weg bringen. „Viel Detailarbeit“ stecke in der Umsetzungsplanung, das sei in der Öffentlichkeit vielleicht nicht immer sofort ersichtlich. Finanzielle Aspekte, so der MVG-Chef, seien jedenfalls nicht „der ausschließliche Grund“ für die Verzögerung.