„Noten sind mir nicht so wichtig, wie Engagement, Motivation und Kreativität. Denn niemand kommt einem Menschen so nah, wie ein Arzt oder ein Friseur“, sagt die Geschäftsführerin des Friseursalons Go Hairstyling, die gerne noch einen oder zwei Ausbildungsplätze besetzen würde. Wenn man den Salon an der Düsseldorfer Straße betritt, merkt man gleich: Hier ist Leben im Laden. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Waschen, schneiden, föhnen, färben. Alle Kunden werden am Eingang freundlich begrüßt oder verabschiedet und bekommen, während ihrer Wartezeit ein Getränk serviert.

Den ganzen Tag auf den Beinen

„Man ist den ganzen Tag auf den Beinen. Das unterschätzen viele“, sagt Katharina Eichelmann. Die 20-Jährige ist bereits im dritten Lehrjahr und damit auf der Zielgeraden ihrer Ausbildung. Heute färbt sie ihrer Stammkundin Andra Obermann die Haaransätze. „Sie macht das sehr gut. Ich vertraue ihr“, kommentiert Obermann die filigrane Handarbeit, die die Auszubildende mit Pinsel und Tupfer an ihrem Kopf ausführt. Wenn Kunden ihr mit einem Lächeln im Spiegel zeigen, dass sie mit dem Ergebnis ihrer Arbeit zufrieden sind, ist das für sie das größte Erfolgserlebnis. „Wenn Kunden Vertrauen, haben, werden sie bei der Haartönung auch mal mutiger“, weiß Eichelmann.

Augenbrauen zupfen, waschen, föhnen, färben und Make Up gehören für die angehende Friseurin im dritten Lehrjahr bereits zum Arbeitsalltag. Nur beim eigentlichen Haareschneiden darf sie noch nicht selbstständig Hand anlegen, zumindest während des laufenden Geschäftes im Salon.

Das bleibt den ausgebildeten Friseurgesellen und Meistern vorbehalten. Die Auszubildenden schneiden zunächst nur in der Berufsschule oder an den Übungsabenden im Salon ihren Kollegen, Freunden und Bekannten die Haare, die ihnen auch nicht böse sind, wenn mal etwas schief geht. „Es ist ja nichts von Dauer und alles korrigierbar“, betont Geschäftsführerin Kirsten Fürbach mit einem Augenzwinkern. Und bevor der erste menschliche Haarschopf dran glauben muss, bearbeitet der Friseurnachwuchs erst mal die künstliche Haarpracht von Kunststoffköpfen, die auch keinen Schmerz kennen, wenn die Schere mal ausrutscht. Eichelmann ist Gott sei Dank schon weiter und wird in Kürze ein Haarschneideseminar an der Friseurschule in Duisburg besuchen. Wenn sie das erfolgreich absolviert haben wird, ist das der Ritterschlag und die Voraussetzung dafür, dass sie dann auch im Friseursalon ganz offiziell die Schere in die Hand nehmen und Haare schneiden darf.

Ein sehr kreativer Beruf

„Mein Beruf ist sehr kreativ, weil Frisur und Make Up das Gesicht umschmeicheln und damit die persönliche Ausstrahlung positiv unterstreichen“, findet die angehende Friseurin. Schon als Mädchen, so erzählt sie, habe sie sich für Mode, Make Up und Frisuren interessiert. Und vor Partys wurde sie regelmäßig gebeten, ihren Freundinnen die Locken zu drehen.

Und als die Fachabiturientin als Praktikantin bei einem Fernsehsender merkte, dass sie die Maske spannender fand als Produktion und Reportage, wusste sie, dass eine Ausbildung im Friseurhandwerk für sie der bessere Weg ins Berufsleben sein würde.

Sie hat die Entscheidung nicht bereut, auch wenn sie einräumt, dass die Bezahlung und die Arbeitszeiten ihren Beruf nicht gerade attraktiver machen. Die Aussicht auf eine Übernahme als Friseurgesellin und eine spätere Zusatzausbildung als Visagistin für Top-Make-Up bestätigen sie in ihrem ambitionierten Blick in ihre Zukunft. „Ich möchte mich bis zum Limit fortbilden, meine Meisterin machen und vielleicht in 20 Jahren einen eigenen Frisursalon eröffnen“, beschreibt Eichelmann ihre berufliche Lebensplanung.