Um Denkmalpflege in Mülheim, geglückte und problematische Beispiele, drehte sich am Donnerstag ein Rundgang, zu dem die SPD-Ratsfraktion geladen hatte. Geleitet wurde die Gruppe von Erich Bocklenberg, Parteigenosse und mittlerweile Privatmann, der aber lange den Bereich Denkmalschutz- und -pflege in Mülheim maßgeblich prägte.

Fachleute wie er wurden jüngst durch massive Kürzungen im Landesetat 2014 beunruhigt, nachdem die NRW-Regierung die Mittel für Archäologie, private und kommunale Baudenkmalpflege um mehr als die Hälfte auf nur mehr 5,8 Mio Euro zurück gefahren und dafür eine umfangreiche Darlehensförderung eingeführt hatte.

Mit Blick auf den Denkmalschutz speziell in Mülheim misst Bocklenberg diesen Kürzungen jedoch kaum praktische Bedeutung bei, „da wir ohnehin keine Landesmittel bekommen haben“. Abgesehen von Geldern für die Notsicherung und Sanierung von Schloß Broich.

Er präferiert grundsätzlich einen anderen Weg: den Versuch, private Investoren für historisch bedeutsame Objekte zu gewinnen. Als gelungenes Beispiel nennt Bocklenberg den Umbau der ehemaligen Lederfabrik Hammann zu einer Senioreneinrichtung, künftig auch mit Kindertagesstätte. „Die Menschen identifizieren sich eher mit alten Gebäuden als mit einem Neubau, das ist für die Denkmalpflege ganz entscheidend“, so Bocklenberg. Ob diese Aussage allerdings auch für das VHS-Gebäude gilt, dem Bocklenberg grundsätzlich Denkmalschutz zubilligen würde, ist fraglich. Angesichts immenser Sanierungskosten, die bei einem Erhalt anfallen würden, äußert er daher Verständnis für die Gegenmeinung: „Überlegungen, ein Ersatzgebäude zu errichten, sind nachvollziehbar.“ Erich Bocklenberg weiß aber aus jahrzehntelanger Praxis: „Um ein Bewusstsein für Denkmalschutz zu schaffen, braucht man viel Überzeugungskraft und Mitstreiter. Bei reduziertem Personal in der zuständigen Behörde wird dies umso schwieriger.“ Nach seiner freiwilligen Verabschiedung in den Vorruhestand zur Jahreswende wurde die Stelle nicht neu besetzt. Architektin Melanie Rimpel ist nun aber in Vollzeit statt vorher in Teilzeit tätig, so dass letztlich nur eine halbe Stelle wegfiel. Fünf Mitarbeiter(innen) hat Mülheims Untere Denkmalbehörde. „Sie decken nach wie vor das gesamte Anforderungsprofil ab“, versichert Stadtsprecher Volker Wiebels.