Willy Cremers ist neuer Vorstandsvorsitzender bei der Mülheimer Easy Software AG. Er setzt auf Wachstum – und den Standort Mülheim. Das Unternehmen werde künftig wieder aus seinem Schneckenhaus rauskommen und Präsenz in Mülheim zeigen.
Die Easy Software AG hat sich auf den Weg gemacht, die bösen Geister der jüngeren Vergangenheit hinter sich zu lassen. Die börsennotierte Software-Schmiede mit Sitz zwischen Hauptbahnhof und Hauptpost arbeitet nicht nur an einer Strategie für kräftiges Wachstum, sondern will laut Aussage ihres neuen Vorstands Willy Cremers auch wieder mehr lokale und regionale Präsenz zeigen.
„Wir wollen den schlafenden Riesen wieder aufwachen lassen“, sagt Cremers, der im Oktober 2013 für den lange verwaisten Vorstandsposten berufen worden ist. Trotz der angestoßenen Schadenersatzklagen gegen Ex-Vorstände und Ex-Aufsichtsräte (Summe: fast vier Millionen Euro, wir berichteten) solle es nun nicht darum gehen, „die Vergangenheit aufzurollen“. Vorrangig sei, „Easy wieder interessant und stark zu machen“.
Aktienkurs kletterte teilweise über die 7-Euro-Marke
Easy hat trotz zuletzt solider Umsätze und Ergebnisse laut Branchenkennern deutlich Potenzial nach oben. Nachdem im Sommer 2013 während einer bemerkenswerten Hauptversammlung alte Strukturen und Machtverhältnisse zerschlagen wurden, hat der Markt neues Vertrauen in die Mülheimer AG signalisiert. Teilweise kletterte der Aktienkurs in diesem Jahr einiges über 7 Euro. Nicht nur im Easy-Tower glaubt man daran, dass die Werthaltigkeit des Unternehmens noch längst nicht ausgereizt ist.
Stabiles Ergebnis trotz Sonderbelastungen
Die Easy Software AG hat für das Jahr 2013 ein Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro ausgewiesen, das Plus zum Vorjahr ist marginal. Belastet wurde das Ergebnis durch die Bestellung einer Sonderprüferin und eines Besonderen Vertreters und damit verbundenen Rechts- und Beratungskosten (rund 0,7 Millionen Euro).
Wie berichtet, hatten die Aktionäre die Sonderprüferin und den Besonderen Vertreter bestellt, um eventuelle Unregelmäßigkeit in Geschäften der AG mit ihr nahe stehenden Personen zu untersuchen. Mittlerweile hat Easy nach eigener Mitteilung Schadenersatzklagen mit Volumen von fast 4 Millionen Euro gegen je zwei Ex-Vorstände und Ex-Aufsichtsräte angekündigt (wir berichteten).
Seine Umsatzerlöse steigerte das Unternehmen von 26,9 auf 29,8 Millionen Euro (plus 10,8 %). Die Mitarbeiterzahl stieg im Jahresschnitt von 194 auf 208. Man habe die Markstellung als führendes Unternehmen der kleingliedrigen ECM-Branche behaupten können, heißt es im Geschäftsbericht.
Zumal die Kasse prall gefüllt ist, um externes Wachstum zu forcieren. 9,75 Millionen Euro hat Easy bereits in die Hand genommen, um mit der CFT Consulting einen bisherigen strategischen Partner stufenweise zu übernehmen. Bei einer Eigenkapitalquote von sehr guten 78 % ist noch einiges denkbar. „Wir arbeiten an einem Programm, wie Easy 2018 aufgestellt sein soll“, verrät Cremers aber noch nicht viel.
Auf jeden Fall seien die Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiter stärker zu fördern als zuletzt. „Wir wollen ihnen die Chance geben, gut aus- und weitergebildet zu werden“, sagt Cremers. „Da werden wir massiv dran arbeiten: Menschen machen das Geschäft.“ Als neuer Chef-Architekt für Software-Produkte ist Oliver Merk engagiert. Vieles deutet darauf hin, dass Easy Neuentwicklungen plant.
Klares Bekenntnis zum Standort in Mülheim
Ein klares Bekenntnis gibt Cremers zum Standort ab. Umzugspläne, die einmal kursierten, seien ad acta gelegt. Der neue Vorstand will Easy wieder stärker in Mülheim Präsenz zeigen lassen. „Wir kommen wieder aus unserem Schneckenhaus raus“, kündigte er Kooperationen mit der Hochschule Ruhr-West auch mit dem Ziel an, Nachwuchskräfte zu gewinnen. Mitte September holt die AG die Branchenveranstaltung „Easy World“ heim, die zuvor in Berlin und Düsseldorf stattfand. 500 bis 600 Branchenexperten werden in der Stadthalle erwartet, dazu Frank Goosen und Barbara Schöneberger für das Abendprogramm. „Das wird eine Art Big Bang“, sagt Willy Cremers. Wir wollen zeigen, dass wir wieder da sind.“