Auch wenn das Ausbildungsjahr in einigen Betrieben schon begonnen hat, ist es noch nicht zu spät, einen Ausbildungsplatz zu finden, wenn man keinen hat. Deshalb stellen die Agentur für Arbeit und die NRZ gleich zwei Ausbildungsplätze vor, die Bäckermeister Peter Hemmerle in der Produktion und im Verkauf anzubieten hat.
Wenn man Chris Jörke und Müge Casim zuschaut, wie sie auf einem großen Blech die Teigrohlinge für Croissants formen, merkt man sofort. In diesem Beruf muss man flott und mit Fingerspitzengefühl arbeiten. Denn die Kunden warten schon auf Brot, Brötchen, Croissants, Teilchen, Kuchen und andere Backwaren, die man im weitesten Sinne zum täglichen Brot zählen kann.
Im Hintergrund rollt ihr Mentor, Bäckermeister Sven Gaster den Teignachschub aus. „Man muss Jugendliche heute immer wieder motivieren und mit ihnen im Gespräch bleiben, um ihnen bestimmte Abläufe zu erklären“, betont Gaster. Chris und Müge bringen offensichtlich die richtige Einstellung mit. „Es ist toll, wenn man mit seinen eigenen Händen ein Produkt herstellen kann, das jeder täglich brauchen kann“, finden sie.
Daran, dass ihr Arbeitstag zwischen Ofen, Blechen, Teigmaschinen und Brötchenpressen bereits um 4 Uhr morgens beginnt, damit Brot, Brötchen und Co. spätestens ab 6 Uhr in den Hemmerle-Filialen an die Frau und an den Mann gebracht werden können, sehen sie pragmatisch. „Dafür haben wir um 11.30 Uhr Feierabend und können unseren Tag frei gestalten.“
Ihre 23-jährige Kollegin Kezban Balli, die sich im dritten Lehrjahr bei Hemmerle zur Bäckereifachverkäuferin ausbilden lässt, darf morgens zwar etwas länger schlafen, muss aber auch schon um 4 Uhr aufstehen, um ab 5 Uhr beim Einräumen ihrer Filiale an der Schloßstraße zu helfen. Wenn man sie beim Verkauf hinter der Theke beobachtet: „Möchten Sie vielleicht drei von den Brötchen, die sind heute im Angebot“ oder: „Darf ich Ihnen Kaffee und Kuchen zum Tisch bringen“, sieht man sofort, dass ihr das Lächeln nicht schwerfällt. „Freundlichkeit und Ausstrahlung machen eine gute Verkäuferin aus und auch, wenn Kunden selbst mal unhöflich sind, darf man nicht gleich eingeschnappt sein, sondern muss die Ruhe bewahren“, meint Balli.
Das sieht Bäckermeister Peter Hemmerle genauso. Auch wenn er sich von Bewerbern wünscht, dass sie die Grundrechenarten und die deutsche Sprache beherrschen, hat er vor allem die sozialen Tugenden, wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft, Höflichkeit, Kommunikations- und Teamfähigkeit im Blick. Selbst wenn er davon ausgeht, „dass unsere Produkte ein Tacken besser sind als die der Mitbewerber“, glaubt er, „dass Personal und Service“ am Ende den Unterschied ausmachen und Kunden eher in die Bäckerei nebenan als in den SB-Backshop oder zum Discounter gehen lassen.
Hemmerle bringt es auf die Formel: „Wir haben ein Problem, wenn unsere Brötchen lecker schmecken, aber mit einem langen Gesicht verkauft werden.“
Weil die Hemmerles schon heute den Fachkräftemangel spüren und wissen, dass viele langgediente Mitarbeiter in den nächsten Jahren in Rente gehen werden, sind sie bestrebt, Jugendliche nicht nur zum Bäckergesellen oder zur Bäckereifachverkäuferin auszubilden, sondern sie nach erfolgreicher Ausbildung, auch als festangestellte Mitarbeiter im Unternehmen zu halten.
Denn alles will in drei Jahren erst mal gelernt werden, ob Teigvorbereitung, Unterscheidung von Mehlqualitäten, Backtechniken und Rohstoffkunde, ob Lebensmittelhygiene, Kalkulation oder Warenpräsentation, Dekoration und Verkaufspsychologie.
Sowohl in der Produktion als auch im Verkauf, in dem sich Ausbildungsinhalte mit unterschiedlichen Schwerpunkten zum Teil auch überschneiden, verdienen angehende Bäckergesellen und angehende Bäckereifachverkäuferinnen im ersten Lehrjahr monatlich netto 430 Euro, im zweiten Lehrjahr 550 und im dritten Lehrjahr 670 Euro.
Auch wenn in der Backstube immer noch überwiegend Männer und im Verkauf überwiegend Frauen arbeiten, lassen sich junge Frauen bei Hemmerle zunehmend in der Produktion und einige Männer im Verkauf ausbilden.