Mülheim. Nach Umbauten im Aquarius Wassermuseum sieht der Architekt und Szenograf Hans-Hermann Hofstadt die ursprüngliche Design-Linie aus einem Guss verletzt. RWW wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Beim Ausstellungsmacher des Aquarius sprudelt die Entrüstung. Veränderungen und Umbauten auf einigen Ebenen im RWW-Wassermuseum haben den renommierten Architekten und Szenografen Professor Hans-Hermann Hofstadt auf den Plan gerufen. In einem Schreiben an Museumsleiter Andreas Macat in Kopie an die RWW-Geschäftsführung hat er jetzt eine zunehmende Zerstörung der Design-Linie angeprangert. Er geht noch einen Schritt weiter: „Ich lasse gerade prüfen, inwieweit meine Urheberrechte verletzt werden.“

Als ein Vorzeige-Museum, wo spielerisch Wissen an Stationen vermittelt wird, wurde das Aquarius Wassermuseum am 3. April 1992 eröffnet. Bei einem kürzlichen Besuch des Museums stellte Hofstadt „mit Entsetzen fest, dass inzwischen auch die ehemalige Ebene ,Trinkwasserversorgung’, bis dato sicher eine der schönsten Inszenierungen im Turm, komplett entfernt wurde“. An die Stelle der halbrunden Lern-Modul-Ausstattung aus einem Guss „ist dort jetzt eine kitschige und zuckersüß-modische Schickkiste getreten, die Assoziationen an den Showroom einer Parfümerie oder eines Handy-Shops freisetzt“, so Hofstadt: „Grauenvoll!“

RWW will Technologie-Veränderungen widerspiegeln

Schon in den vergangenen Jahren waren Eingriffe auf anderen Ebenen vorgenommen worden. „Aber dieser neuerliche Angriff auf die gestalterische Designstruktur des Aquarius verrät eine nachhaltige Ignoranz gegenüber der gewachsenen Identität eines öffentlichen Kulturguts, die aus meiner Sicht nicht mehr hinnehmbar ist.“

RWW-Marketingleiter Siegfried Gendries bestätigt, dass es sich beim Aquarius weiterhin um ein Kulturdenkmal handelt, aber eben auch eines, das Technologie darstelle. „Diese verändert sich im Laufe der Zeit und da müssen wir uns auch anpassen“, so Gendries. „Wir möchten Änderungen – auch die in der Wasserwirtschaft – als Versorger adäquat widerspiegeln.“

Themen kostengünstig einbetten

Schon mehrfach hatte der Architekt und Szenograf RWW auf den „deutlich erschreckenden Qualitätsverlust durch Neueinrichtungen“ hingewiesen, appellierte bereits 2010 bei einem Vortrag vor der Geschäfts- und Museumsleitung über die Thematik „Museale Inszenierung im Industriedenkmal“ und prangerte die „inszenatorischen Sünden“ an. Damals, betont Hofstadt, „habe ich auch eine unentgeltliche Beratung angeboten“. Und dabei deutlich gemacht, „dass es mir nicht um einen Auftrag geht“. Er habe mit anderen Projekten genug zu tun: „Es geht mir um die Qualität.“ Mit einer kostenlosen Beratung sei es laut RWW aber nicht getan, man sei gezwungen, „ökonomisch zu denken“.

Museumsleiter Andreas Macat verweist auf Themen, die es in den Anfängen des Museums in diesem Ausmaß noch nicht gab, wie etwa den Klimawandel: „Da stellte sich die Frage, wie bette ich diese Themen in die Ausstellung ein – und zwar kostengünstig.“ Fördermittel vom Land, wie sie 1992 geflossen seien, gäbe es schon lange nicht mehr.

Leuchtturmprojekt der Industriekultur

Die Münchener Agentur, die für die Neueinrichtungen engagiert wurde, ist laut Hofstadt zwar auch beim Ursprungskonzept dabei gewesen, sei aber größtenteils für den Media-Bereich zuständig gewesen. Die Beauftragung genau dieses Unternehmens begründet RWW damit, dass es sich „überwiegend um multimediale Veränderungen gehandelt hat“, so Gendries. Zudem seien für viele Installationen von damals heute gar keine Ersatzteile mehr zu bekommen.

Seitens des RWW fühlt man sich in den Umgestaltungsmaßnahmen bestätigt. „Die regelmäßigen Besucher-Befragungen fallen durchweg positiv aus.“ Man könne in Zeiten von Tablets und i-Phones „nicht alles mit dem Auge eines Architekten betrachten“. Das sieht Hofstadt anders. Ihm geht es beim Design aus einem Guss um Detailtreue und die Identität des Bauwerks, „da lassen die Macher jegliche Sorgfalt vermissen“. Der Aquarius, zudem Baudenkmal, sei ein bedeutendes „Leuchtturmprojekt auf der „Route der Industriekultur“ und ein „Objekt öffentlicher Kultur, auch wenn es in privater Trägerschaft ist“.