Mülheim-Dümpten. . Die Bürger äußern Unverständnis über die Entscheidung der Drogeriemarkt-Kette, ihre Filiale an der Oberheidstraße zu schließen. Doch sie nörgeln nicht nur, sondern bringen auch Ideen für den Erhalt ein.

Die Oberdümptener sind richtig sauer. In ihrem Stadtteil, so hört man von allen Seiten, gebe es in diesen Tagen kaum ein anderes Gesprächsthema als die geplante Schließung der Rossmann-Filiale an der Oberheid­straße. Denn macht die Drogerie-Kette ihren Markt wie angekündigt Ende September dicht, bricht ein wichtiger Baustein der Nahversorgung in dem Stadtteil weg (wir berichteten).

Gerade die Bewohner der Altenwohnungen an der Schaaphausstraße, die nicht mehr gut zu Fuß sind, wissen das Angebot vor ihrer Haustür zu schätzen. Nicht nur ihnen ginge ein Teil ihrer Lebensqualität verloren, wenn die Rossmann-Filiale schließt. Auch auf Familien mit kleinen Kindern, die etwa auf Windeln und Babynahrung angewiesen sind, kämen deutlich weitere Wege zu, wenn sie ein ähnliches Angebot zu vergleichbaren Preisen wie bei der Drogeriemarkt-Kette finden wollen.

Kundenfrequenz ist hoch

Man kommt schnell ins Gespräch vor der Rossmann-Filiale an der Oberheidstraße. Die Passanten bleiben stehen, schalten sich in die Diskussion ein, nahezu jeder äußert sein Unverständnis über die Entscheidung, diesen Markt zu schließen. Denn an mangelnder Kundenfrequenz kann es nicht liegen, dass Rossmann das Ladenlokal leerziehen will. An diesem sonnigen Mittag gehen ständig – meist weibliche Kunden – durch die Scheibetür und kommen mit ihren Einläufen wieder heraus. So wie Doris Bender. Die 72-Jährige sagt: „Ich brauche Rossmann hier oben, weil ich nicht für jedes Teil ins Auto steigen will.“ Sie appelliert an die Entscheider der Drogeriemarktkette: „Hinterlasst keinen Schandfleck.“ Denn die Alternativen an nachrückendem Gewerbe für das Ladenlokal seien – gelinde gesagt – überschaubar.

Aus Kreisen des SWB, der Vermieter der Immobilie ist, verlautet, dass sich bislang nur Spielhallen und Wettbüros als potenzielle Nachmieter angeboten hätten. Völlig unakzeptabel für die Dümptener Bürger, die „ihren“ Rossmann unbedingt behalten möchten.

Ein Herr, der sich zu der diskutierfreudigen Gruppe gesellt hat, bringt eine Idee ins Spiel: „Wie wäre es denn, wenn wir den Laden mit Beschäftigten der Fliedner-Werkstätten weiterführen könnten“ fragt er in die Runde. Zustimmendes Nicken. Der Ideengeber meint: „Mit dieser Lösung würde jeder gewinnen: Herr Rossmann, wenn er es möglich machte und mit gutem Bespiel voran ginge, die Kunden, weil sie weiter hier einkaufen könnten und die Behinderten, die eine sinnvolle Beschäftigung bekommen, erst recht.“ Auch Doris Bender nickt zustimmend und sagt: „Damit könnte Herr Rossmann seine soziale Ader unter Beweis stellen.“

Keine Rossmann-Filiale mehr an der Oberheidstraße - Was meinen Sie dazu?

„Ich fürchte schon beinahe, dass irgendwann alles weg ist, was man hier fußläufig erreichen kann. Früher gab es immerhin auch noch einen Metzger. Ich hab den Eindruck, dass die großen Supermärkte alles an sich ziehen. Aber dort hat man, was Kosmetikartikel angeht, nicht die gleiche Auswahl wie bei Rossmann. Das finde ich schon schade.“ Gisela Siemens, 52 Jahre


„Viele meiner Bekannten sagen: Hoffentlich bleibt der Laden, denn wenn wir zehn, zwölf

Anne Lüllau
Anne Lüllau © WAZ FotoPool

Jahre weiterdenken, haben wir vielleicht kein Auto mehr. Und dann? Herr Rossmann stellt sich doch in Talkshows gerne als Gutmensch dar – dafür könnte er hier in Oberdümpten ein Beispiel manifestieren, wenn er die Filiale erhält.“ Anne Lüllau, 67 Jahre

Janine Lachmann
Janine Lachmann © WAZ FotoPool


„Ich fände es sehr schade, wenn der Rossmann schließt. Denn die Mitarbeiterinnen sind immer sehr nett und hilfsbereit. Hier geht es, anders als in anderen Geschäften, sehr familiär zu. Daher täte es mir auch für die Verkäuferinnen leid. Da ich hier Hundefutter kaufe, wäre ich ohne Auto aufgeschmissen, wenn ich bis zur Aktienstraße müsste.“ Janine Lachmann, 29 Jahre


„Ich hab einen Fünf-Personen-Haushalt zu versorgen, deshalb bin ich froh, dass es

Anja Richter mit Tochter Cheyenne
Anja Richter mit Tochter Cheyenne © WAZ FotoPool

diesen Laden hier gibt. Das Sortiment hält alles vor, was ich brauche – und es ist nicht so teuer. Müsste ich für diese Einkäufe demnächst in die Stadt fahren, käme auch noch das Busgeld oben drauf, weil ich keinen Führerschein habe. Hier kann ich zu Fuß hingehen.“ Anja Richter mit Tochter Cheyenne

Jana Niederstein
Jana Niederstein © WAZ FotoPool


„Ich kaufe hier regelmäßig ein. Bei Rossmann bekomme ich alles, was ich brauche, das Angebot ist völlig ausreichend – ein guter Laden. Außerdem finde ich, dass die Mitarbeiterinnen immer ausgesprochen zuvorkommen sind. Hier stimmt einfach alles: das Sortiment und die Angestellten. Dieses Geschäft würde mir wirklich fehlen.“
Jana Niederstein, 58 Jahre