Mülheim. Kunstverglaser Uwe Peichert restauriert und kreiert seit 25 Jahren Fensterbilder. Viele der farben-prächtigen Mosaike stammen aus der Zeit des Jugendstils. Der Speldorfer kauft und verkauft europaweit.

Uwe Peichert ist ein „seltenes Exemplar“. Kunstverglaser wie ihn, die sich aufs Restaurieren von Jugendstilverglasungen spezialisiert haben, gibt es in Deutschland nur eine Handvoll. In seiner Werkstatt repariert und restauriert der 52-Jährige nicht nur dekorative Kunstwerke aus Blei und Glas, er hat auch zahlreiche selbst gefertigte oder selbst instand gesetzte Exponate ausgestellt. Bunte und zugleich transparente Bilder mit gegenständlichen, aber auch abstrakten Motiven. Viele von ihnen stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende (Anfang 1900), ein Großteil aus Frankreich, Belgien, der Schweiz oder den Niederlanden.

Ein romantisches Jugendstilfenster aus Deutschland, privat erworben, hat Peichert erst kürzlich „geflickt“. Im unteren Teil der abgebildeten Szenerie sind zwei Schwäne zu sehen, an den Seiten blühende Rosensträucher, die in den Himmel ranken. Nicht restauriert, sondern ganz neu entworfen hat der Kunstverglaser dagegen eine Türfüllung im Stil der 20er Jahre. Sie ist für einen Oberhausener bestimmt, der „gar nicht in einem Jugendstilhaus wohnt“. Rund 1100 Euro lässt sich der Kunde die schmucke Auftragsarbeit kosten.

Florale Motive auf der Wunschliste ganz oben

Geht es ums Restaurieren, braucht der Speldorfer, der schon als Jugendlicher ein Faible für alte Sachen hatte und „schon immer restaurieren wollte“, vor allem eins: Glasstücke, die perfekt ins Bild passen. Deshalb hat er im Laufe von 25 Jahren Selbstständigkeit Hunderte Kisten an Glasfragmenten in unterschiedlichen Farben und mit verschiedener Oberflächenstruktur zusammengetragen und „ganze Glaslager aufgekauft“. „Ich finde heute in meinem Keller für fast alles einen originalen Ersatz - egal, wie alt die Kunstverglasung ist“, berichtet er.

Bei Neuanfertigungen ist seine eigene Kreativität gefragt. Zuerst macht er eine Zeichnung, die dann - in Absprache mit dem Kunden - koloriert wird. Danach fertigt Peichert Schablonen an, mit deren Hilfe die Glaselemente zurecht geschnitten werden. Dann gilt es die Bleiprofile zuzuschneiden und zusammenzulöten. Schließlich werden die Glasstücke in die H-Profile gesteckt und festgekittet - um die Fenster auch dicht und stabil zu machen.

Florale Motive stehen auf der Wunschliste der Kunden ganz oben, Uwe Peichert selber mag lieber das Abstrakte („Ist vielleicht ‘ne Berufskrankheit, dass ich Blümchen nicht mehr sehen kann.“). Die Tätigkeit des Kunstverglasers sei mit „Kunsthandwerk“ richtig beschrieben: „Man muss ein Gefühl für Form und Farbe haben und Fantasie bei der Gestaltung, aber auch handwerkliches Geschick besitzen.“

Projekt in Petrikirche

Bunte Glasfenster sind derzeit zwar nicht en vogue, aber „die Kunstverglasung hat immer noch ihre Liebhaber“, sagt Uwe Peichert, der bei einer Kunstglaserei in Mülheim lernte und zeitweise auch Glastechnik und Keramik (FH Duisburg) studierte, bevor er sich 1989 selbstständig machte.

Der Speldorfer liebt seinen Beruf, weil er so vielseitig ist, alles bietet - vom Erstkontakt mit dem Kunden über erste Zeichnungen („mache ich wirklich noch mit Bleistiften oder Filzstiften“) bis hin zum Einbau der fertigen Fenster. Auch Glasmalerei betreibt Peichert gerne, brennt das bemalte Glas in einem kleinen Ofen. Künftig möchte er sein Geschäft noch erweitern - und auch Rahmungen anbieten.

Seine Werke bewundern kann man vielerorts, denn er verkauft in ganz Europa - auf Kunst- und Antiquitätenmessen etwa oder auch via Internet. So ist ein Fenster des Glasers in der Wartburg zu sehen, denn er restaurierte die Kunstverglasung „Elisabeth v. d. Wartburg“ (1907). Das „Ewige Licht“ in der Duisburger Synagoge stammt ebenfalls von ihm oder das Treppenhausfenster im alten Gebäude der Grillo-Werke. Zwei mittelalterliche Glasmalereien, die er aufarbeitete, hängen im Diözesanmuseum in Paderborn. In Mülheim erfüllte er 2012 einen besonderen Auftrag: Er restaurierte sechs große Bleiglasfenster in der Petrikirche.