Mülheim. . Die Zahl der Kirchenaustritte hat auch in Mülheim stark zugenommen. Die Diskussion um den Limburger Bischof spielte nach der Erfahrung von Stadtdechant Janßen dabei allerdings kaum eine Rolle. Vielmehr seien andere Begebenheiten Schuld an der stetig sinkenden Mitgliederzahl.

Die Zahl der katholischen Kirchenaustritte ist auch in Mülheim deutlich angestiegen: So meldet das Bistum Essen für Mülheim im vergangenen Jahr 412 Austritte, 257 waren es im Jahr davor. Eine Zahl, die Pfarrer Michael Janßen für seine Pfarrei Mariae Geburt nicht allein der Diskussion um den Bau der Bischofsresidenz in Limburg anlasten möchte.

Das sei ein Grund für Austritte gewesen, räumt er ein, doch dies sei seiner Erfahrung nach in Mülheim nicht von so großer Bedeutung gewesen. „Eher im Gegenteil, ich habe oft gehört: Wegen Limburg trete ich nicht aus der Kirche aus“, sagt er.

Mehr Sterbefälle als Taufen

51.751 Katholiken lebten 2013 in Mülheim, 2012 waren es noch 53.665. Der Kirchenaustritt ist nicht allein der Grund für diese Entwicklung. „Der Rückgang hängt generell damit zusammen, dass wir in den letzten Jahren wesentlich mehr Sterbefälle als Taufen haben, und dass mehr Menschen die Region verlassen als zuziehen“, sagt Janßen, der auch Stadtdechant ist. Die Gründe für den Austritt seien unterschiedlich. Das Finanzielle ist seiner Erfahrung nach immer ein wichtiges Motiv, was er auch bei den Wiedereintritten hört. „Die allermeisten sagen, sie wären damals wegen der Finanzen ausgetreten.“

133 Kirchenmitglieder verließen St. Mariae Geburt, acht kamen hinzu

Mülheim hat drei Pfarreien (St. Barbara, St. Mariae Himmelfahrt, St. Mariae Geburt), die etwa gleich viele Kirchenmitglieder haben, je rund 18.000.

In St. Mariae Geburt gab es in 2013 insgesamt 133 Austritte. Sieben Katholiken traten wieder ein und ein neues Kirchenmitglied konnte begrüßt werden.

Pfr. Janßen schätzt, dass ein Teil der Austritte in den letzten Monaten auf die Umstellung beim Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge zurückzuführen ist. Manche seien wohl verunsichert und hätten angenommen, dies sei eine ganz neue Steuer.

Der Kirchenaustritt wird beim Amtsgericht erklärt, die Mitteilung darüber erhalten die Pfarrer. Michael Janßen schreibt an alle ausgetretenen Gemeindemitglieder und bietet Ihnen ein persönliches Gespräch an. „Ich bekomme durchaus Rückmeldungen – eine Mail, einen Brief oder ein Telefonat – und höre dann Gründe, etwa den, dass jemand aus familiären Gründen konvertiert ist.“

Einige wollen später wieder eintreten

Zumeist würde die finanzielle Situation aber als Grund angegeben. Der Kirchenaustritt, hat Janßen oft gehört, habe bei vielen nichts mit einer negativen Einstellung zur Kirche oder dem Glauben zu tun. Manchen kündigten auch an, später wieder einzutreten.

Eintritte und Wiederaufnahmen machen die Zahl der Austritte nicht wett – dennoch gibt es sie. „Viele Menschen“, so Pfarrer Janßen, „betonen eine große Sehnsucht nach einem sinnerfülltem Leben. Sie fühlen sich bei ihrer Sinnsuche innerhalb der Kirche gestärkt.“ Viele Katholiken erwägen zwar keinen Kirchenaustritt, lassen sich aber nur zu bestimmten Anlässen, Weihnachten oder bei Taufen und Hochzeiten, in der Kirche blicken.

Ein Umstand, mit dem Pfarrer Janßen gut leben kann: „An den Eckpunkten des Lebens ist die Kirche da, darauf legen die Menschen Wert. Ich freue mich über alle, die auch nur einmal im Jahr zur Kirche kommen.“ Das hat er auch mal im Gottesdienst gesagt, und daraufhin Post bekommen: „Wir werden es jetzt nicht bei diesem einen Mal belassen“, hieß es.