500 Kilometer sind meine Frau und ich von der Elbe bis an die Ruhr gefahren, um unserer Heimatstadt auch mal einen Besuch mit dem Boot abzustatten. Nach einer tollen Anreise waren wir sehr gespannt auf die neue Liegemöglichkeit mitten in Mülheim. Wir waren positiv überrascht. Die zentrale Lage und der schöne Ausblick auf Stadthalle und Müga sind echt klasse. Auch ist der Hafen gar nicht so klein, wie es uns vorher berichtet wurde. Ein sehr schöner Rastplatz, der Wassertouristen zum Verweilen einlädt.
Dass der Mülheimer Hafen etwas anders ist, bemerkten wir beim Anlegen. Das Einfahren in den Hafen ist zumindest bei der derzeit starken Strömung der Ruhr nicht ganz ungefährlich. Ein Sprung mit den Festmacherleinen auf den Steg und erstes Erstaunen machte sich breit. Wo soll man das Boot anbinden? Nirgendwo eine Öse oder Klampe am Steg, an der man das Boot vertäuen kann. Stattdessen gibt es Dalben-Pfähle, die allerdings in ihrer Anordnung das Festmachen eher behindern. Etwas ratlos haben wir dann das Schiff an der Zugangstreppe und der Wandverkleidung angebunden. Offenbar waren wir im Stadthafen von Schilda gelandet. . .
Zwischenzeitlich war die Zuschauermenge erstaunlich angewachsen und wir wurden bestaunt, als wären wir mit einem Ufo gelandet. Ein Fotograf positionierte eine Hochzeitsgesellschaft neu, damit der Hafen mit der „Yacht“ auch gut im Hintergrund zu sehen sei. Zahlreiche Mülheimer nutzten die Gelegenheit, um schnell ein Foto mit dem Handy zu schießen und ein junger Mann rief extra zu Hause an: „Stellt euch vor, da liegt ein Boot im Hafen!“ Mit so einem tollen Empfang hatten wir wirklich nicht gerechnet.
Heute dann haben wir den Artikel über den Hafen gelesen. Was haben wir gelacht! Das Schild mit der Nummer des „Hafenmeisters“ haben wir nicht gesehen. Wir haben allerdings auch nicht danach gesucht, weil es der erste Hafen auf unseren Reisen gewesen wäre, der Liegegebühren für nichts verlangt. Es gibt weder Wasser noch Strom, noch irgendwelche Sanitäranlagen. Das mit dem Automaten am Wasserbahnhof ist doch sicher ein Scherz?
Eigentlich ist es sehr schade. Die Idee ist toll, die Lage ist prima. Ausstattung und Procedere sind ein glatter Witz. Nun verstehen wir auch die vielen negativen Kommentare, die wir bei unserem kurzen Aufenthalt an der Ruhrbania gehört haben. Üblicherweise darf man an vergleichbaren Liegestellen kostenlos liegen, allerdings auf 2 bis 3 Tage begrenzt. Dazu gehört auch eine Müllentsorgungsmöglichkeit. Gibt es mindestens eine Toilette, Wasser und Strom, sind Liegegebühren üblich.
Die Idee, dass ein Rentner den Hafen ehrenamtlich betreut, finden wir super. Noch ein paar Klampen an den Steg geschraubt und dann wird das auch was mit dem Wasserwanderrastplatz in Mülheim. Vielleicht schauen wir dann auch noch einmal vorbei.