Längst ist die Computer-Spiel Branche keine reine „Games“-Branche mehr. Längst haben Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft erkannt, dass sie das Know-how der hoch spezialisierten Mediengestalter für ihre Zwecke nutzen können. Für die Optimierung von Fließbandarbeit, in der medizinischen Branche oder zur Mitarbeitermotivation. Diese Vernetzung unterstützt seit Juli für ganz NRW das neue, von EU und Land geförderte „Engage.NRW“-Programm.
Stefanie Waschk, Mitarbeiterin der Wirtschaftsförderung Mülheim und Business GmbH (M & B) und gleichzeitig Projektleiterin für Engage.NRW, ist die Schnittstelle zwischen Programm-Entwicklern und der Wirtschaft. Sie hat ihr Büro in der Games Factory Mülheim bezogen, bietet Softwareentwicklern kostenlose Beratung an, plant landesweite Unternehmens-Besuche, um für interaktive Lösungen in der Wirtschaft zu werben.
Was können Spieleentwickler, was andere Programmierer nicht können? „Sie sind in der Lage, eine Benutzeroberfläche so zu gestalten, dass jeder sie sofort versteht“, erklärt Waschk. Sie schaffen es, Menschen so zu motivieren, dass sie trockene Sicherheitsrichtlinien verstehen oder dass Patienten Reha-Übungen mit Vergnügen absolvieren. „Wir haben 200 Unternehmen angeschrieben. Das Programm ist ein starker Impuls für NRW und auch für Mülheim“, bekräftigt Thomas Müller von M & B, der seit 2009 die Gründer unterstützt.
Gut 60 Menschen arbeiten mittlerweile in der Games Factory Ruhr, die seit der Gründung 2009 im stetigen Wachstum begriffen ist und längst überregional einen Namen hat. Die Inhaber und Mitarbeiter der Unternehmen Grey Rook Entertainment, Centigrade oder Crenetic GmbH, nur drei von 16 Firmen und einigen Freelancern, haben Ausbildungen als Programmierer, Medien-Gestalter, Graphiker, Architekten oder Web-Designer.
Der Studiengang des Game-Designers beginnt sich erst seit kurzem zu etablieren. Bei den jüngsten Mietern im doppelten Sinn des Wortes, den Inhabern von Grey Rook, Florian Ludwig, Andreas Bresser und Stefan Weinberg, 26, 29 und 32 Jahre alt, platzt das Großraumbüro mit acht Personen bald aus allen Nähten. Die Arbeitsatmosphäre ist trotzdem ruhig, hochkonzentriert.
Die Gründer sind vor zwei Jahren nach Mülheim gezogen. Aktuell arbeiten sie an einem neuen Spiel, verrät Ludwig, alltäglich ist die Entwicklung „Mobiler Apps“ mit interaktiven Inhalten oder Produktvisualisierungen. „Wir haben Industriekunden, das ist spannend. Aber eine Abwechslung in den Aufträgen ist ebenfalls gut und wichtig“, sagt Florian Ludwig.