Wer versorgt die Kranken von morgen? Die sorgenvolle Frage grassiert nicht nur auf dem Land, sondern inzwischen auch in Großstädten – wie Mülheim eben. Gerade bei der hausärztlichen Versorgung könnte es in Mülheim noch schlechter werden, fürchtet der Vorsitzende der Ärztekammer am Ort, Uwe Brock. 94,5 Hausarztstellen gibt es momentan, der Bedarf in Mülheim wurde vom Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung gar nur auf 78,2 Stellen berechnet, 86 Hausärzte werden noch als tolerabel eingestuft. Heißt: „Geht ein Hausarzt in Ruhestand und wies zuletzt keine feste Größe an Patienten auf, wird die Stelle gestrichen“, so Brock.

So passiert im vergangenen Jahr. Dabei, betont Brock immer wieder, bräuchte Mülheim, wie das ganze Ruhrgebiet, eher mehr Hausärzte. Im Vergleich mit anderen Städten und Regionen schneidet sie schlecht ab: Rund 2100 Bürger kommen auf einen Hausarzt in Mülheim, anderswo im Land sind es fast 500 weniger. Und in Mülheim selbst gibt es noch gravierende Unterschiede: Wie in vielen Städten locken die sozial schwächeren Stadtteile auch weniger Ärzte an.

Mehr Hausarztstellen in den Städten fürchtet die Kassenärztliche Vereinigung mit Blick auf ländliche Regionen, wo der Mangel längst spürbar ist. Doch der Blick, so Brock, sei falsch, und er berichtet von Medizinerinnen, die sich als Hausärzte niederlassen würden, aber eben niemals auf dem Land. Und: Auch Städte wie Mülheim könnten einen weiteren Schwund nicht verkraften, weil die Anzahl der älteren und damit auch kränkeren Menschen höher sei als anderswo. Doch erst 2017/2018, so der Vorsitzende der Ärztekammer, würden die Parameter für die Zulassungen neu überprüft.

Für die lokale Politik ist die Hausarzt-Versorgung inzwischen auch ein Thema geworden: „Wir brauchen Daten und Zahlen was da auf uns in Mülheim zukommt“, sagt Ramona Baßfeld, stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit. Die Ärzteversorgung sei für sie ein Thema, das längst auch Jüngere sorgen müsste. „Das ist ein großes Zukunftsthema.“

Mancher macht die Rechnung auf: Weniger Hausärzte erhöhten den Druck auf Fachärzte und Krankenhäuser, die es auch nicht mehr so leicht haben, ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen.

Doch das kann zumindest das Evangelische Krankenhaus beruhigen: Derzeit sei man ärztlich gut aufgestellt“, so Sabrina Bungert, Sprecherin des Krankenhauses. Auf eine ausgeschriebene Stelle gingen je nach Fachdisziplin zehn bis 15 Bewerbungen ein. „Wir profitieren dabei sicherlich auch davon, dass wir ein akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Düsseldorf sind.“