Mülheim. . Sich mit Händen und Füßen verständigen zu müssen, kennen die zwölf Jugendlichen: Sie besuchen die Internationale Förderklasse am Berufskolleg Stadtmitte und waren im Februar noch Sprachanfänger. Damals begannen sie die Proben für ein Theaterstück, das zeigt, dass Gesten manchmal schon alles sagen.
Ganz viel sagen, ohne ein Wort zu sprechen, das ist eine Kunst. Dass sie die kleine und große Geste ausdrucksstark beherrschen, bewiesen zwölf Schüler, die die Internationale Förderklasse am Berufskolleg Stadtmitte besuchen und bei einem Kooperationsprojekt mit dem Kulturbetrieb ein pantomimisch-musikalisches Theaterstück einstudierten. Ein Videomitschnitt von „Blondus – Sprache ohne Worte“ wurde gestern in der Schule gezeigt.
„Wenn ich spiele, vergesse ich meine schwierige Zeit“, sagt Sarah Noori vor der Aufführung. Die Spielfreunde, man sieht sie der Afghanin und ebenso ihren Klassenkameraden an. Sie alle sind erst seit kurzer Zeit in Deutschland und Sprachanfänger. Da lag Pantomime für Theaterpädagoge Frieder Saar und Ideen-Geber Martin Freund nah, denn was ist sie anderes, als sich mit Händen und Füßen verständlich zu machen?
Fünf Szenen wurden entwickelt: Ein Konzert wird da stückweise vorbereitet, Kulissen werden gebaut und Zollstöcke zu universal verständlichen Symbolen verdreht, Musikstücke werden einstudiert und Sitzplätze an adrett gewandete Zuschauer verkauft. Die Musik als universal verständliche Sprache kommt so in der gespielten Probe auf die Bühne – bevor als krönender Abschluss Steven Julius, geboren auf den Seychellen, als Dirigent mit dramatischer Geste den Taktstock schwingt und keine Melodie erklingt, sondern ein Stimmengewirr. In ihren Muttersprachen reden die Akteure durcheinander, beenden so nicht nur die Stille, sondern geben auch ihren eigenen Rhythmus vor. Durchbrochen wird dies nur von deutschen Sprichwörtern und damit von der Sprache, die ihnen fremd war und die sie inzwischen alle ganz gut beherrschen.
Lehrerin Helga Frohn-Heinl weiß, wie wichtig die Gemeinschaft in der Klasse ist und dass das Theaterprojekt diese fördert. Das fand in diesem Jahr bereits zum elften Mal statt, und es wird auch eine zwölfte Auflage geben. Die Kooperation mit dem Kulturbetrieb ist am Berufskolleg inzwischen fest im Lehrplan für die Internationale Förderklasse verankert.