Peter Leitzen ist etwas Besonderes. In einer Zeit, in der die Rente mit 63 angeboten wird, arbeitet Leitzen über seinen 65. Geburtstag hinaus. Und dies vollkommen freiwillig. Er ist Lehrer am Gymnasium Broich. Unter anderem für Philosophie, einem Fach, in dem an seiner Schule Lehrermangel herrscht. Wenn er zum Ende des vergangenen Schuljahres regulär in Pension gegangen wäre, hätte die Schule vermutlich keinen neuen Philosophielehrer bekommen. Die Leidtragenden wären die Schüler gewesen.

So waren also alle Beteiligten, Schulleitung, Eltern und Schüler, erfreut, als im letzten Jahr der erste Antrag Leitzens auf Verlängerung seines Arbeitszeit von der Bezirksregierung genehmigt worden ist.

Und in diesem Jahr stellte Peter Leitzen den gleichen Antrag erneut - für das kommende Schuljahr. Und dieses Mal ging parallel auch noch ein Schreiben der Eltern an die Bezirksregierung, in dem sie den Wunsch des Lehrers nachdrücklich unterstützten und ihm für seinen Einsatz dankten.

Also eigentlich alles optimale Voraussetzungen, denkt man. Aber es geht hier eben nicht nur um Berufsidealismus, den Elternwillen und das Schülerwohl – so eine Arbeitsverlängerung ist vor allem auch eine bürokratische Angelegenheit. Hilfe holte sich Leitzen daher beim Personalrat. Dort bekam er allerdings einen Ratschlag, der sich später als Fehler entpuppte. „Zuerst wurde mir geraten, ich solle keinen Antrag auf eine volle Stelle einreichen, denn so ein Wunsch würde sowieso sofort abgelehnt. Dann habe ich einen zweiten Antrag nur für neun Stunden geschrieben.“Doch da war, wie sich erst später herausstellte, die Frist bereits abgelaufen.

Der Personalrat hat mittlerweile festgestellt, dass er einen Beratungsfehler gemacht hat, sich dafür entschuldigt und auch die Bezirksregierung informiert. Die prüft jetzt auch, trotz der Fristüberschreitung, den Antrag. Der Stellenplan steht aber schon, ob sich noch etwas ändern lässt, ist fraglich. Wie lange die Prüfung noch dauern wird, konnte die Bezirksregierung gestern auf Anfrage noch nicht mitteilen.

So bleibt ein fahler Nachgeschmack: „Man ist auf solche Fälle noch nicht vorbereitet“, so Leitzens Bilanz. Beim Personalrat habe er manchmal den Eindruck gehabt, ein Lehrer, der so positive Rückmeldungen von Eltern erhalte, erscheine aus dessen Perspektive sowieso als etwas dubios. Die Vorstellung, dass ein Lehrer so große Freude an seinem Beruf habe, dass er über die Grenze hinausarbeiten wolle, sei wohl für die meisten unverständlich. „Jeden Tag fragen mich die Schüler, ob es schon eine Entscheidung gibt“, sagt der 66-Jährige. Klar, sie wollen, dass er bleibt. Sicherlich kein schlechtes Arbeitszeugnis.