26 Highlights verbergen sich hinter den Mülheimer Ruhrperlen – allesamt mit dem Rad abzufahren. In einer großen oder drei separaten Touren; einzeln rund 17 km und insgesamt 50 km lang. Ganz nach Geschmack, Laune oder Kraft der Teilnehmer.

Besonders bei Familien ist diese landschaftlich wunderschöne Mülheim-Radtour sehr beliebt, kann man sich doch individuelle Perlen der drei Routen heraussuchen und zudem jede Menge Pausen machen. Besondere Orte der Natur, Industriegeschichte und Kultur, die meisten eng mit der Ruhr und der Stadtgeschichte verbunden, sind gekennzeichnet durch Edelstahl-Stelen in Form einer Nadel. „Diese sind mit Hightech hinterlegt und senden ein GPS-Signal zur Navigation, nutzbar in Form einer App fürs Smartphone“, erklärt mir die Touristikerin der Mülheimer Stadtmarketing und Touristik GmbH (MST), Angela Christians.

Die drei Touren sind mit rosafarbenen, blauen und braunen Punkten sorgfältig beschildert. An fünf Orten – Aquarius-Wassermuseum, Haus Ruhrnatur, Camera Obscura, Müga-Gelände und Kloster Saarn – kreuzen sich die Themenrouten.

Ruhrperlen-App mit allen Infos

Ich wähle für meine Etappe die südliche Richtung mit dem Schwerpunkt Ruhrnatur. Neu wurde eine Ruhrperlen-App für 2,69 Euro für Smartphones entwickelt, mit allen Infos, Karten, Navigation und einem Wissensquiz. Ich nutze jedoch den Ordner mit ausführlichem Karten- und Informationsmaterial zu jeder einzelnen Perle, erhältlich in der Tourist-Info am Synagogenplatz. Wer möchte, kann sich eines der 25 bunten Ruhrperlen-Räder oder ein anders Rad an den Radstationen am Hauptbahnhof oder dem Bahnhof Styrum leihen.

Mein Ausflug führt über den hügeligen Teil der Ruhrnatur-Route – die nördliche, leicht zu fahrende Ruhrroute über das Aquarius Wassermuseum/Schloß Styrum bis zum Kraftwerk Raffelberg kenne ich bereits. Ich starte im Müga-Park an der Schrottlaube, einer eigenwilligen Installation nahe der mittelalterlichen Ringmauer des Schlosses Broich. Sie erinnert daran, dass auf dem Gelände des Bürgerparks und Landesgartenschau-Geländes von 1992 ein Schrottplatz war. Weiter geht es über den idyllischen Fossilienweg zur Lederfabrik Lindgens (Perle der Industriegeschichte), die letzte von 54 Produktionsstätten (1924), in der heute noch Leder für die Automobilindustrie hergestellt wird. Vis à vis liegt das Leder- und Gerbermuseum in der ehemaligen Lederfabrik Abel (Perle der Kultur) – eine tolle Möglichkeit, die Radtour mit einem Museumsbesuch aufzulockern.

Am Rande der Saarner Ruhrauen gelange ich zu einer Natur-Perle. Eine eiserne Käfiglaube richtet meinen Blick in die Auenlandschaft mit seiner einzigartigen Flora und Fauna. Das nah gelegene, 800 Jahre alte Kloster Saarn, mit Museum, Kräutergarten und Café ein Höhepunkt aller drei Routen, lädt zu einem längeren Stopp ein. Die Ruhr wird über die B1 gequert, nach nur einigen Metern auf der Bundesstraße beginnt schon die nächste Idylle.

„Alles neu, macht der Mai“

Im großen Volkspark Witthausbusch führt der Weg direkt bergauf. Die Gangschaltung also in den kleinsten Gang gestellt und durch den Wald, an der ausgedehnten Teichanlage und dem Wildgehege vorbei, langsam den Berg hoch. Unterwegs passiere ich einen Gedenkstein. Er steht dort zu Ehren des Mülheimer Lehrers Hermann Adam von Kamp (1796-1867), dem Autoren des Liedes: „Alles neu, macht der Mai“. Langsam radle ich weiter. Oben angekommen, geht es an den großen Rasenflächen vorbei zum Tiergehege, übrigens mit dem Titel „Arche-Park“ ausgezeichnet für die Bemühungen zum Erhalt alter und gefährdeter Haustierrassen. Gegenüber, an der großen Rasenfläche, laden Bänke unter einer riesigen Blutbuche zur Rast ein. Kleine Metalltafeln mit Gedichten sind neben den Ruhebänken angebracht, Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine grüßen.

Weiter geht’s über den Höhenweg am Kahlenberg Richtung Bismarckturm. Kurz vor Ankunft sollte der Radler auf keinen Fall vergessen, den Ausblick auf die Saarner Auenlandschaft und Saarn zu genießen. Der wuchtige Bismarckturm, heute vom Künstler Jochen Leyendecker als Atelier genutzt, kann von 15 bis 17 Uhr (außer montags und samstags) bestiegen werden – ein besonderes Vergnügen. Durch das schöne Kahlenberg-Wohnviertel, an den Max-Planck-Instituten vorbei, lasse ich mich bis zur Altstadtfriedhofs-Perle rollen. Die mehr als 200 Jahre alte napoleonische Anlage ist ein ökologisches und denkmalpflegerisches Kleinod, für das ich mir viel Zeit nehme, sind hier doch Mitglieder der Familien Thyssen, Stinnes, Coupienne oder Schmitz-Scholl in monumentalen Grabstätten bestattet. Schließlich geht es noch weiter bergab zur Ruhr. Zur Belohnung gönne ich mir ein Stück Kuchen mit Flussblick im Café des Hauses Ruhrnatur, der letzen Station meiner Ruhrperlen-Radtour.