Im Museum ins Schwitzen zu kommen, ist eine besondere Kunst – es sei denn, man steigt im „Aquarius“ aufs Trimm-dich-Rad. Im Wassermuseum der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) können die Besucher mit Blick auf einen Monitor in die Pedale treten und so dem Verlauf der Ruhr folgen. Geschichte und Gegenwart der Trinkwassergewinnung, des Gewässerschutzes, der Schifffahrt und der Industrie begegnen den Radlern am Wegesrand. Diese Station ist eine von 30, an denen in dem einstigen Wasserturm mitgemacht und mitgedacht werden kann. Und das Styrumer ist nur eines von verschiedenen Museen in Mülheim, in denen Anfassen ausdrücklich erlaubt ist.

Mit Plastikkarte zu 30 Stationen

Die Plastikkarte in der Hand steuern die zwei Mädchen auf die Station zu und schieben die Karte in den dortigen Schlitz. Prompt geht es los: das Gewässerschutzspiel. Dabei begleiten sie einen Wassertropfen durch den Wasserkreislauf und versuchen, ihn sicher ins Meer zu bringen. Das ist schwerer, als es klingt. Ein Klassiker ist dieses Spiel, verrät Andreas Macat, der die RWW-Museen leitet: „Die Station gibt es seit der Eröffnung, aber sie kommt so gut an, dass wir sie beibehalten haben.“

1992 wurde das Wassermuseum eröffnet – mit einem damals innovativen Konzept: Ein Multimedia-Museum ist es mit Touch-Screens und interaktiven, pädagogischen Computerspielen. Heute kann das jedes Handy, damals hatte man Sorge, ob die Besucher mit der Drück- und Wischtechnik zurechtkommen. Das Multimediale hat sich bis heute bewährt, doch wurde einiges aktualisiert, erneuert und ergänzt. Auch in Zukunft soll dieser Ansatz weiterentwickelt werden. Das Grundsätzliche aber bleibt: Im Aquarius soll der Besucher „Wasser in all seinen Dimensionen erfassen“: vom Grund- bis zum Trinkwasser, vom Ab- bis zum Badewasser.

Einen Beitrag zum Gewässerschutz will RWW leisten. Letztlich gilt dieses Ziel auch für das andere RWW-Museum in Mülheim, doch mit anderem Fokus: Das „Haus Ruhrnatur“ will die Flora und Fauna des Ruhrtals im ehemaligen Bootshaus auf der Schleuseninsel erlebbar machen. „Da war die Entwicklung eine andere“, sagt Andreas Macat, „wir haben uns von der Technik wegbewegt und die Naturerfahrung in den Mittelpunkt gestellt.“ Bereits Kindergartenkinder können das Ruhrufer erkunden und ihre Ausbeute später unters Mikroskop legen.

Größte begehbare Camera Obscura

Hand anlegen können kleine und große Besucher auch im Museum zur Vorgeschichte des Films, das in der Camera Obscura untergebracht ist. Auch dieses Gebäude in der Müga war früher ein Wasserturm, allerdings wurde dessen wasserspeichernde Kuppel zur größten begehbaren Camera Obscura der Welt umgebaut. Ein optisches und akustisches Erlebnis, das Museumsleiter Tobias Kaufhold immer gerne vorführt. „Jeder bekommt die Camera Obscura persönlich erklärt“, sagt Kaufhold und unterstreicht damit: „Wir sind ein absolutes Familienmuseum.“ Denn nicht nur in der Kuppel gibt es viel zu sehen, sondern auch in den Etagen darunter: die genau 1139 Exponate der Sammlung von KH.W. Steckelings nämlich. Diese dokumentierten lückenlos – mit zum Teil einzigartigen Artefakten –, wie die Bilder laufen lernten. Schattenspiele, Faltperspektiven, Transparenzen, Laternae Magicae, Kaleidoskope, Anamorphosen, Thaumatrope, Zoetrope, Phenakistiskope und Guckkästen können sich nicht nur sehen, sondern teils ausprobieren lassen.

Anfassen ist auch im Leder- und Gebermuseum erlaubt. Denn Leder, so glauben die Verantwortlichen, ist ein lebendiger Werkstoff, der sinnlich erfahren werden muss: „Ihn fühlen, riechen, anschauen oder sogar tragen zu können, gehört zu diesem Naturprodukt, das seit Anbeginn der Menschheit eine wichtige Rolle im Leben aller Kulturen gespielt und bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat.“ In dem Museum an der Düsseldorfer Straße 269 werden zudem die Arbeitsbedingungen der ersten Fabrikarbeiter und die Familiengeschichten der Fabrikanten vorgestellt. Zudem wird die Brücke von den ersten Werkzeugen bis zu den heutigen industriellen Produktionsweisen geschlagen.

Ergänzt wird die Ausstellung in dem Museum, das als Stiftung organisiert und in privater Trägerschaft eingerichtet wurde, regelmäßig durch Workshops, bei denen die Teilnehmer selbst mit Leder arbeiten und beispielsweise Sandalen herstellen können. Auch integrative Angebote gibt es sowie pädagogische Projekte für diverse Altersgruppen.