Groß, stark, schwarz. So stand er gestern gegen 14.30 Uhr hinter der Hauptpost. Seine Kleidung wies ihn als Mitglied der Hells Angels aus, und was er mitten in der Parklücke stehend wollte, machte er einer Frau, die vergeblich mit ihrem Wagen den freien Platz ansteuerte, barsch klar: den Platz für seinen Boss reservieren. Der Konflikt endete in einer Straftat, die aufzeigt, dass Rocker in Mülheim zwar nicht organisiert Fuß fassen konnten, aber keineswegs verschwunden sind.

Wie hinterher sowohl die Stadtverwaltung als auch die Polizei bestätigten, beschwerte sich die Frau bei einem Mitarbeiter der städtischen Verkehrsüberwachung, der seinen Job Ernst nahm. Er wies den schwarzen Riesen zurecht, der nicht zögerte und den Mann vom Ordnungsamt mit einem einzigen Schlag niederstreckte. Der Rocker hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, den Hamburger, den er gerade verspeiste, aus der Schlaghand zu legen.

Jetzt erst wurde die Polizei verständigt, die den Täter natürlich nicht mehr vorfand, aus den Beschreibungen aber schloss, dass es sich um jemanden handelt, der zuletzt öfter unangenehm in Erscheinung getreten und mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Die Fahndung blieb bis zum Abend ergebnislos. Zu dem Zeitpunkt hatte der Mitarbeiter des Ordnungsamtes das Krankenhaus schon wieder verlassen. Wann er seinen Dienst wieder antritt, ist offen. „Der Kollege hat in der Situation große Angst gehabt“, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels.

Für die Polizei sind Vorgänge wie dieser durchaus ernüchternd. Selbst wenn die Beamten den Schläger fänden und es für ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung reichte, wäre es ungewiss, ob er in Untersuchungshaft käme. Flucht-, Verdunkelungs- und Wiederholungsgefahr sind die Gründe für eine solche richterliche Entscheidung. Wiederholungen erleben Polizisten zwar oft genug, juristisch genügt das erfahrene Vermuten allerdings kaum. Mehr noch: Selbst das Wissen, dass sich Mitglieder der Hells Angels beizeiten in einer bestimmten Gaststätte am Dickswall aufhalten, bietet keine Handhabe, vorsorglich mal nach dem Rechten oder nach dem Flüchtligen vom Parkplatz zu sehen.

Im vorigen Jahr konnte die Polizei durch massive Einsätze und ständige Nadelstiche die Ansiedlung von Rocker-Sprengeln in Eppinghofen oder gar eine Fehde unter rivalisierenden Banden verhindern und berechtigterweise einen Erfolg vermelden. Auch damals hieß es aber schon vorausschauend, man müsse Rockern von Anfang an die Plätze streitig machen.