Es soll ein Vorgeschmack auf die große Werkschau sein, die das Team des Kunstmuseums Mülheim für 2016/17 plant. Im Grafikraum sind besondere Papierarbeiten des großen, 2002 verstorbenen Mülheimer Künstlers Heinrich Siepmann zu sehen, der sich nach dem Krieg, auch als Mitbegründer der Künstlergruppe „Junger Westen“ einen Namen gemacht hat.
Anlass der Ausstellung ist die Re-Installation des 1964 entstandenen, 6,30 Meter hohen Mosaiks im restaurierten Rathaus. Die einzige Arbeit Siepmanns, die wieder im öffentlichen Mülheimer Raum zu sehen sein wird. Das zukünftige Schicksal des eingelagerten Glasfensters aus der ehemaligen Stadtbücherei ist weiter unklar. Ein Wandteppich von Siepmann hängt im Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus.
Die Papierarbeiten zeigen seine Entwicklung zum Konstruktivismus. „Wir besitzen eine Sammlung von gut 100 Kunstwerken in unserem Museum, aus der wir besondere Arbeiten, auch einige Zeichnungen aus den Kriegsjahren, für diese Ausstellung ausgewählt haben“, erklärt Museumsleiterin Dr. Beate Reese.
Über Architektur und Landschaftsmalerei entwickelte sich Siepmann langsam zur Abstraktion, erklärt die Museumsleiterin, wie an dem Werk „Dubrovnik“ zu erkennen, bei der die Konturen wichtig werden, eine diagonale Gliederung sichtbar wird. „Ab den 1960er Jahren hat sich Siepmann zum Künstler der konstruktiven Stiltechnik entwickelt“, so Reese. Diese Entwicklung ist anschaulich an den ausgestellten Arbeiten wie „In der Industrie (1957)“ oder „Komposition mit roter Tagesleuchtfarbe (1971)“ zu erkennen. Bis zu seinem Tod im Alter von 98 Jahren schaffte Siepmann ein beeindruckendes Alterswerk, darunter zahlreiche Collagen.
Ergänzt wird die Ausstellung mit ausgewählten Werken von Künstler-Freunden und Weggefährten aus Mülheim und der Region: Papierarbeiten von Hetty Breßer, Carl Altena, Helmut Langhorst; Kurt Rehm mit seinen präzisen, miniaturhaften Zeichnungen, eine Zeichnung des Bildhauers Ernst Rasche, konstruktive Werke von Werner Graeff und seiner Ehefrau Ursula Hirsch, eine Fotografie von Evelyn Serwotke oder eine neuere Arbeit von Thomas Koch zeigen einen beeindruckenden stilistischen Querschnitt. Auf die Werkschau darf man also gespannt sein. . .