Es gibt Problemlagen, an die traut sich auch die Feuerwehr nicht heran. Die schweren Äste, die seit Montagnacht am Eichbaum die Oberleitung heruntergerissen haben und die Schienen der U18 blockieren, gehören dazu. In der Nachmittagssitzung des Krisenstabs winkten die städtischen Retter endgültig ab: Obwohl längst kein Strom mehr durch den Draht fließt, ist die mechanische Spannung, unter der das Holz steht, zu groß. Zu unwegsam ist überdies das Gelände, zu unkalkulierbar das Risiko. Dabei wäre kaum ein Baum wichtiger zu bergen als dieser: Er trennt Mülheim von Essen. Was 17000 Fahrgäste sonst täglich in 20 Minuten erledigen, die Fahrt zwischen der großen und der kleinen Stadt, dauert nun leicht die dreifache Zeit, weil die Bahn nur bis zur Wickenburgstraße und von dort aus ein Bus fährt.
Ab morgen könnte das wieder anders sein.
Olaf Frei weiß, was die Herrichtung der Route für die Verkehrssituation bedeuten würde. Die Deutsche Bahn ist noch dabei, mit Priorität die Regionalbahnen wieder fahrbereit zu bekommen. Für S-Bahnen in der Region bedeutet das auf Tage hinaus: Zug fällt aus. Die U18 ist mithin die zentrale Verkehrsader; eine doppelt wichtige, weil sie Pkw-Verkehr von der Autobahn abzieht. Deswegen: Der Baum muss weg. Ab heute früh soll das ein Turmwagen richten, ein besonderer, der aus Köln kommen wird. „Hohe Turmwagen, mit denen sich in großer Höhe arbeiten lässt, haben wir auch“, sagte der Pressesprecher der MVG. „Aber unsere fahren auf Reifen“. Das Kölner Modell fährt auf Schienen und kann damit die Unglücksstelle sicher erreichen. Vom Turm aus muss dann ein bestellter Baumkletterer mit aller Vorsicht die Hauptarbeit leisten, bevor die MVG die Oberleitungen wieder in Schuss brächte.
Danach käme der rheinische Retter noch an zwei weiteren Stellen zum Einsatz: Vor den Tunneleinfahrten Heißen und von-Bock-Straßen liegen ebenfalls noch Bäume, die sich dem normalen Zugriff entziehen. Und dann? „Wir tun alles, um die U18 wieder fahren zu lassen“, sagt Frei. Auf einen Zeitplan mag er sich nicht festlegen, was angesichts der vielen Wenns verständlich ist.
Aber denkbar wäre es schon und schon für heute: Freie Fahrt die U18.