Die Stadt appelliert an private Vermieter, ihr Wohnungen für Flüchtlinge und Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. Denn die Anzahl der Menschen, die Mülheim von den Landesaufnahmestellen in Dortmund und Schöppingen zugewiesen werden, sind im April und Mai drastisch gestiegen. Derzeit sind es 455 Männer, Frauen und Kinder aus 32 Nationen, die in 107 Wohnungen leben. Nun wird der Wohnraum knapp.

Dezernent Ulrich Ernst möchte weiterhin Wohnheime oder Containerdörfer vermeiden: „Wir haben es gewollt und auch hinbekommen, sie in Wohnungen unterzubringen, um möglichst viel Normalität zu schaffen.“ Doch nun könne es sein, „dass wir zu stärkeren Anballungen kommen. Das ist aber nicht das Ziel“.

Ein Prozent kommt nach Mülheim

In den 1990er Jahren waren noch viel mehr Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge, besonders aus Bosnien, ins Ruhrgebiet gekommen. Sie wurden u. a. an der Mintader- und der Aktienstraße untergebracht. „Da hatten wir früher große Containerstellplätze“, erinnert sich auch Thomas Konietzka, stellv. Leiter des ­Sozialamtes. Inzwischen seien die Plätze aber bebaut und stünden nicht mehr zur Verfügung.

Mülheim kann sich gegen den Zuzug nicht wehren. 21 Prozent aller Flüchtlinge und Asylbewerber, die Deutschland erreichen (siehe Tabelle), werden Nordrhein-Westfalen zugewiesen. Von denen wiederum kommt 1 Prozent nach Mülheim.

In den letzten Jahren haben die Wohnungsgesellschaften geholfen, besonders die SWB mit 47 Wohnungen. Doch jetzt stoßen auch sie an den Rand der Kapazität. Deshalb soll der Anteil von privaten Vermietern – derzeit sechs – vergrößert werden. Frank Berges, Leiter des Immobilienservices der Stadt: „Wir suchen die Durchschnittswohnung. Eine Drei-Zimmer-Wohnung ist so die Güteklasse, die uns vorschwebt.“ Den Vertrag schließen die Vermieter mit der Stadt ab, die die Wohnungen auch ausstattet.

Wenn der Aufruf nicht fruchtet, muss der neu gewählte Rat entscheiden, mit welcher Strategie die Sozialverwaltung weiter vorgehen soll.