Am 26. April 2013 unterzeichnete OB Dagmar Mühlenfeld die „Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“. Die Stadt Mülheim hat sich damit verpflichtet, binnen zwei Jahren einen Aktionsplan zu erstellen. Die angemessene Vertretung von Frauen in politischen Gremien gilt dabei als wichtiger Punkte – vor diesem Hintergrund kann die aktuelle Tendenz nur als Rückschritt bewertet werden.
„Bedauerlich“ findet die städtische Gleichstellungsbeauftragte Antje Buck die sinkende Zahl der Ratsfrauen in Mülheim und meint: „Es wird mit Sicherheit künftig noch schwieriger werden, eine paritätische Besetzung von Gremien zu garantieren“, wobei sie auch an Aufsichtsratsmandate denkt.
Das Problem geringer politischer Teilnahme hängt für sie auch mit den üblichen Veranstaltungsformaten zusammen: „Kann ich um 17 Uhr zu einer Sitzung gehen und stundenlang bleiben? Diese Frage stellt sich für Frauen in bestimmten Lebensphasen besonders.“ Die Gleichstellungsbeauftragte verknüpft sie mit einem Vorschlag, der garantiert auch etliche männliche Fürsprecher fände: „Man könnte die wichtigen Punkte an den Anfang stellen, damit die Leute nicht auf heißen Kohlen sitzen.“
Ganz ähnlich sieht es Inamaria Wronka, Sprecherin des überparteilichen Mülheimer Frauennetzwerkes, das im März 2012 gegründet wurde und monatlich zusammenkommt.
Inamaria Wronka vermutet, auch der persönliche Umgang innerhalb von Parteien biete für Frauen wenig Anreiz, mitzuwirken: „Dort geht es oft nur um Macht, nicht um Inhalte.“ Entscheidend sei aber noch etwas Anderes: „Wenn man die Frauenquote tatsächlich erhöhen will, muss man die Kandidatinnen über Listenplätze entsprechend absichern.“