Mülheim an der Ruhr. . Die Herren von Broich waren Ritter, und doch hatte ihr Alltag herzlich wenig mit dem zu tun, was am Wochenende beim Pfingst-Spektakulum über die Bühne gehen wird, sagen zwei, die sich mit der Mülheimer Geschichte bestens auskennen. Für Glanz und Gloria und spannende Turniere war damals wenig Platz.
Das Pfingst-Spektakulum steht vor den Toren: Ab Samstag halten die Ritter Einzug in Schloß Broich. Na klar, das ist alles nur ein Spiel. Doch waren Ritter samt stählerner Rüstung nicht auch mal Realität in Mülheim an der Ruhr? Und ob!
Eins vorweg: Mit dem Bild, was heutzutage von Rittertum und Edelmännern transportiert wird, hatte das Leben damals nicht viel gemein, sagt Dr. Kai Rawe, Leiter des Stadtarchivs. Schloß Broich sei zwar tatsächlich einmal eine wehrhafte Ritterburg gewesen und damit „Residenz, Amt und Wohnung des jeweils Herrschenden oder seines Vertreters“. Doch der Alltag ließ wenig Platz für Glanz und Gloria. Ein Durchschnittsritter habe seine Tage selten auf spektakulären Turnieren verbracht, sondern sich eher darum gekümmert, seine Waffen für etwaige Angriffe in Schuss zu halten, die Burg zu bewachen, die Liegenschaften zu bewahren und für Ordnung in seiner Herrschaft zu sorgen.
Ein authentisches Zeugnis aus der Blütezeit des Rittertums
Die imposanten Turniere, an die das Spektakel nun erinnern möchte, hätten an anderer Stelle stattgefunden, nämlich dort, wo kaiserliche Prinzen und wahrhaft bedeutende Ritter zusammenkamen; „das war etwa beim berühmten Mainzer Hoftag der Fall“.
Große Turniere hat es hier nicht gegeben, davon ist auch Heinz Hartling überzeugt, der mit 88 Jahren noch immer wunderbar erzählen kann von der Mülheimer Historie. Die Rüstung, die in dem von ihm geleiteten Historischen Museum des Schlosses ausgestellt wird, ist zwar ein authentisches Zeugnis aus der Blütezeit des Rittertums, doch lasse sie sich keinem bestimmten Mülheimer zuordnen.
„Da die Burg aber immer Bestand hatte, gab es hier auch immer Ritter“, sagt Hartling. Die Grafen nämlich, die in der Festung zu Hause waren, hätten sich als eben solche verstanden und sich zum Teil auch in Rüstung abbilden lassen. Einer der bekanntesten unter ihnen war Graf Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein, der im 17. Jahrhundert auch ein Herr von Broich war, und dessen persönliches Wappen die Stadt Mülheim Ende des 19. Jahrhunderts – leicht verändert – zu dem ihren machte (Foto links).
Graf Wilhelm Wirich also ließ sich gern in Rüstung porträtieren
Graf Wilhelm Wirich also ließ sich gern in Rüstung porträtieren, und zwar von dem holländischen Maler Pieter Nason. Das Gemälde hat seinen Weg ins Museum 2004 auf höchst ungewöhnlichem Wege gefunden. „Es wurde im Internet von einem Kunst-Agenten in Cambridge angeboten und war erst kurz zuvor aus Amerika gekommen.“ Nur weil ein befreundeter Geschichtsverein die Mülheimer auf das unerwartete Angebot aufmerksam machte, konnte es schließlich für 10 000 Euro erworben werden.
Verlosung von Karten für das Pfingst-Spektakulum
Im Bestand des Museums von Schloß Broich war ehemals auch ein Gemälde des Grafen Wirich und seines Bruders, welches die beiden als Kinder und Falkner zeigte. Ein Plakat erinnert noch daran – das Original aber ist seit den 90er Jahren verschwunden. Heinz Hartling freut sich über jeden Hinweis zum Verbleib.
Bei der WAZ gibt es heute fünf Familienkarten fürs Pfingst-Spektakulum gratis: Unter allen Anrufern, die sich zwischen 13 und 13.15 Uhr melden, verlosen wir die Tickets: 44 308 31. Weitere Infos zum Broicher Ritterfest: www.muelheim-ruhr.de
Im Museum hängt auch ein Porträt von Wirichs Sohn, Carl Alexander zu Broich. Dieser wurde nur 16 Jahre alt. Dann traf ihn eine Kugel, im Streit abgefeuert von seinem Vetter, dem Grafen Moritz von Limburg-Styrum. Und so hängt das Bild des Junggrafen und Jungritters Carl Alexander im Museum direkt über seinem Sarg.