Speldorf/Eppinghofen. .
„Urban Gardening“, Gärtnern in der Stadt: Das Angebot des Grünflächenamtes, neun Brachflächen auf Mülheimer Gebiet dafür freizugeben, fällt bei zahlreichen Bürgern auf fruchtbaren Boden.
Zu ihnen gehört Ralf Clamann, wohnhaft am Krähenbüschken, wo er bloß einen Balkon besitzt. Nachdem der 61-Jährige neulich in der Zeitung vom Vorhaben „Urban Gardening“ las, erwachte bei ihm „sehr großes Interesse“ an einem meterhoch zugewucherten Areal am Broicher Waldweg, in Höhe der Hausnummern 63 bis 79, mit dem er Jugenderinnerungen verbindet.
Er war 16, als seine Familie hierher zog, und berichtet, dass seine Mutter an dieser Stelle schon damals „Urban Gardening“ betrieb: „Sie hat Pflanzen eingesetzt, die aus unserem Garten übrig waren.“ Diese Familientradition möchte Ralf Clamann nun gerne fortführen und sucht „Gleichgesinnte, die diese Fläche urbanisieren möchten“. Gärtnerische Erfahrung hat er bislang wenig, kann aus beruflichen Gründen auch nur an den Wochenenden Zeit erübrigen. Es müsse nichts Großartiges entstehen, „es soll nicht zu stressig werden, vielleicht kann man ein paar Stachelbeerbüsche pflanzen“, und auch einen Platz zum Hinsetzen, Durchatmen, Relaxen schaffen.
Bei der Rodung des Grundstücks hofft er auf Unterstützung durch die Stadt, die auch den alten Baumbestand beschneiden sollte. „Kunterbunt, so dass jeder seine eigene Parzelle hat“. so schwebt Clamann die Zukunft der Brachfläche vor. Das trifft schon annähernd die Vorstellungen des Amtes für Grünflächenmanagement, bei dem sich bereits erste Interessenten gemeldet haben, so berichtet der stellvertretende Leiter Jochen Schwatlo. Ihm ist wichtig: „Es sollten gemeinschaftliche Projekte sein, keine normale Grundstückspachtung.“ Wer sich nur das Nachbargrundstück an Land ziehen möchte, erreichte dies nicht auf diesem Wege.
Was die Pächter zahlen müssen, werde noch ermittelt. Dass die Gebühr nicht allzu hoch sein dürfte, hatte Schwatlo schon klar gestellt. Er betont aber auch: „Die Flächen werden durch die Stadt nicht erschlossen, wir können keine Mittel dafür aufbringen.“ Das bedeutet: Für Grobschnitt, Gießwasser und alles andere müssen die „Urban Gardener“ selber sorgen.
Auf ein neues Betätigungsfeld hofft nun auch der Verein „Internationale Bewohnergärten Eppinghofen e.V.“, ehemals aktiv zwischen Verein- und Uhlandstraße. Nach drei fruchtbaren Jahren war der multikulturell besetzten Hobbygärtnergemeinschaft 2013 gekündigt worden. Die Stadt meldete Eigenbedarf für Kanalbauarbeiten an, die Parzellen wurden platt gemacht. Nun habe der 19 Mitglieder umfassende Club zwei Flächen im Auge, berichtet Stadtteilmanagerin Alexandra Grüter: entweder das ehemalige Areal oder eine Brache in der Nähe des Südbades.
„Ein Vertrag ist aber noch nicht geschlossen.“ Wo sie letztlich landen, sei den Vereinsmitgliedern fast egal, „die Motivation zum Gärtnern ist ungebrochen“, so Grüter.