Im Wahlkampf war er noch eine große Zugnummer, bald ist Bürgermeister Markus Püll wohl nur noch einfaches Ratsmitglied. In geheimer Wahl setzte sich in der 15-köpfigen CDU-Ratsfraktion gestern Ratsfrau Ursula Schröder (61) gegen Püll (53) durch. Auf Schröder entfielen acht, auf Püll fünf Stimmen, der Rest enthielt sich. Endgültig wählen muss der Stadtrat.

Der Wahl vorausgegangen waren Vorwürfe gegen den Handwerksmeister, er habe das repräsentative Amt, das er 15 Jahre innehatte, nicht gebührend ausgefüllt. Dazu zählte die Kritik, Püll habe bei einem öffentlichen Anlass die falsche Rede gehalten. Der Hinweis Pülls, an diesem Tag gar keine Rede gehalten zu haben, versandete. „Das war ein abgekartetes Spiel, das war Mobbing“, sagte Püll anschließend. „Man wollte mich loswerden, ich hätte sonstwas sagen können.“ Alle anderen Personenwahlen verliefen unstrittig. Fraktionschef Wolfgang Michels wurde mit ebenso deutlicher Mehrheit bestätigt wie Henner Tilgner und Ramona Baßfeld als Vize. Alle stammen aus dem Stadtsüden, so wie jetzt das gesamte Gros des Vorstands. Püll gehört nun auch diesem Zirkel nicht mehr an. Ob und wie es für ihn politisch weitergeht, will Püll jetzt in Ruhe entscheiden, auch im Kreis der Familie. Pülls Vater Franz war langjähriger Vizepräsident der Handwerkskammer und 15 Jahre lang Landtagsabgeordneter der CDU für Mülheim. Das Abwahlverfahren gegen ihn nannte Markus Püll „menschlich tief enttäuschend.“

Parteichef Andreas Schmidt wertete das Geschehen dagegen anders: „Das war ein transparentes Verfahren. Für ein solches Amt darf es zwei Kandidaten geben. Einer gewinnt, einer verliert, das ist Demokratie.“