Meldungen, in denen das Wort Enkeltrick vorkommt, sind selten erfreulicher Natur. Diese macht eine Ausnahme. Hamburger Ermittlungsbehörden haben bereits am Dienstag einen gewissen Arkadiusz Lakatosz verhaftet. Der 46-Jährige erfreut sich unrühmlicher Bekanntheit und darf deswegen auch kaum auf den Schutz seines Namens pochen. Lakatosz, der sich selbst „Hoss“ nennt, gilt seit 1999 als der Urheber des organisierten Enkel-Tricks. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ist sich nun sicher, ihm in immerhin 97 Fällen mit einer Gesamtbeute von zwei Millionen Euro die Täterschaft nachweisen zu können. Lakatosz’ kriminelles Imperium reicht bis nach Polen, in die Schweiz - und allemal bis nach Mülheim.
Zeitgleich mit dem Hamburger Zugriff am Dienstag kam es in vielen anderen Städten zu Festnahmen, so in Duisburg, in Moers und auch in Essen. Ein Polizeisprecher bestätigte gezielte Einsätze gegen mutmaßliche Helfer des Clan-Bosses, wollte aber unter Verweis auf die Informationshoheit der Hamburger Kollegen keine Details nennen. In Hamburg wiederum ist die Informationsflut, die 170 deutsche und polnische Beamte bei 14 Verhaftungen und 30 Durchsuchungen gegen insgesamt 48 Beschuldigte auslösten, so groß, dass erst nach dem Wochenende mit weiteren Hinweisen zu rechnen ist. Angesichts der Häufigkeit, mit der vor allem betagte Mülheimer Opfer der Enkel-Masche werden („Hallo Oma, rat mal, wer hier ist“!), dürften unter den ermittlungsrelevanten Fällen auch Mülheimer Stratfaten sein.