Konstruieren wir einen Fall: Gustav N. (Name geändert), 90 Jahre, leidet an Bluthochdruck, das Herz macht nicht mehr so richtig mit, eine Arthritis schränkt ihn ein, Diabetes hat er auch, sechs verschiedene Medikamente nimmt er täglich ein, aber er lebt noch allein zu Hause – und stürzt leider eines Tages, Oberschenkelhalsbruch. Er kommt ins Krankenhaus, für ihn ein unbekanntes Terrain. „Patienten in einem so hohen Alter waren vor 20 Jahren noch selten, heute kommen sie immer öfter vor“, sagt Dr. Stephan Elenz, Chefarzt der Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Orthopädische Chirurgie am Marien-Hospital. Dieser ältere Mensch brauche deutlich mehr Hilfe im Krankenhaus als nur eine Operation.
Vier Experten beantworten Fragen
„Der alte Mensch im Krankenhaus“ ist das Thema des nächsten WAZ-Medizinforums am Donnerstag, 5. Juni, um 18 Uhr in der Cafeteria des Marien-Hospitals. Neben Dr. Elenz werden Prof. Dr. Jörg Vettermann, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, der Pflegeexperte Rainer Wichmann und Dr. Johannes Haseke, Oberarzt am Geriatrie-Zentrum Haus Berge, referieren und Fragen der Besucher beantworten.
Der alte Mensch fühlt sich unsicher im Krankenhaus, er kennt sich nicht aus, er ist vielleicht verwirrt, hat in der Regel Stress. Oft verstärke sich in so einer Situation eine vorhandene Altersdepression. Die benötigte Hilfe, so Elenz, gehe weit über die klassische Medizin hinaus. „Wir versuchen, dass diese Menschen bei uns möglichst einen festen Arzt als Ansprechpartner haben, wir binden frühzeitig die Familie oder Freunde ein.“
Häufig ist der Klinikaufenthalt auch eine gute Möglichkeit, die Medikamentengaben einmal zu überprüfen und mit dem Hausarzt zu besprechen. Was braucht der jeweilige alte Mensch mit seinen Erkrankungen überhaupt an Medikamenten? Ist das, was er einnimmt, so sinnvoll? Immer wieder kommt es vor, dass neue Leiden entdeckt und behandelt werden können.
Ein Krankenhaus-Aufenthalt, sagt Elenz, sei auch die Chance zur Veränderung im eigenen Leben. Dabei gehe es auch die Frage: Braucht der alte Mensch mehr Hilfe zu Hause? Welche? Und wer kann sie leisten? Auch das zu klären, ist Aufgabe einer Klinik.
Menschen sind unterschiedlich: Die einen seien auch im hohen Alter noch sehr motiviert, lebensfreudig und nähmen jede medizinische Möglichkeit gerne an, andere seien eher zurückhaltend, heißt es. Erhalt und Steigerung von Lebensqualität auch im hohen Alter sind die Ziele des Krankenhauses, wo man sich auf weitere hochbetagte Patienten einstellt.