Bevor vor etwa drei Jahren das ZIEL-Projekt des CBE an der Realschule Stadtmitte startete, sah es für Reyhan Yavuz in Mathematik nicht so rosig aus. „Früher habe ich in Mathe Vieren geschrieben, und auch ein paar Fünfer waren dazwischen“, erinnert sich die 16-Jährige, die jetzt ihren Realschulabschluss macht. Doch dank Frank Lenzing, der seit zweieinhalb Jahren ehrenamtlich an der Realschule im Fach Mathematik aushilft, rechnet Reyhan auf ihrem Abschlusszeugnis nun mit einer Zwei in Mathe und ergänzt: „Herr Lenzing konnte den Stoff irgendwie rüberbringen, so dass auch ich ihn verstanden habe und mir Mathe endlich wieder Spaß gemacht hat.“

Schüler backen Kuchen

So wie Reyhan geht es vielen Schülern der Realschule. Sie nutzten jetzt zum dreijährigen Bestehen der Zusammenarbeit mit dem CBE und vielen Ehrenamtlichen die Chance, Danke zu sagen. Im Besprechungsraum der Schule an der Oberstraße hatten sie mit viel Liebe Tische eingedeckt, Kaffee gekocht und selbst gebackenen Kuchen bereitgestellt.

Zehn engagierte Bürger im Ruhestand helfen den Schülern in den Fächern Mathematik, Englisch und Französisch. Sogar Rechtskunde steht auf dem Plan. Benno Braun, ehemaliger Jugendrichter aus Gelsenkirchen, klärt seine Schützlinge über das Jugendkriminalität auf, beantwortet Fragen zur Rechtskunde und hat mit seinen Schülern schon Gerichtsverhandlungen besucht. „Mein Respekt vor der Arbeit von Lehrern ist durch dieses Projekt enorm gestiegen“, meint der pensionierte Richter. „Auch Vorurteile gegenüber Lehrern haben sich nicht bestätigt – ich kann vor der Geduld und dem Engagement vieler Lehrkräfte nur den Hut ziehen.“

Dass zwischen den Schülern und ihren Nachhilfelehrern über die Zeit eine sehr freundschaftliche, enge Beziehung gewachsen ist, merkt man sofort. Es ist der Umgang auf Augenhöhe, den sowohl die Schüler, als auch die Ehrenamtlichen sehr schätzen. Die Trennung fällt allen schwer. Da die Prüfungen für die mittlere Reife kurz bevorstehen, haben die letzten Nachhilfestunden bereits stattgefunden.

Bevor die Schüler ihre Abschlusszeugnisse bekommen, haben sie nun beim letzten Zusammentreffen ihren Tutoren selbst Zeugnisse überreicht. Die Noten und die Beurteilungen hätten nicht besser ausfallen können. Dennoch, so Frank Lenzing abschließend mit einem Augenzwinkern zu seinen Schülern: „Ihr seid diejenigen, die es geschafft haben. Ich werde nun wieder in die siebte Klasse zurückgestuft.“ Denn für den Ingenieur im Ruhestand ist klar – sein Engagement für Mülheimer Schüler mit Problemen geht weiter.