Aufgrund drohender Ernteausfälle waren Kaffeehändler wie Tchibo gezwungen, ihre Preise anzuziehen. In den Cafés in der Mülheimer Innenstadt schlägt sich die Erhöhung allerdings noch nicht durch. Das Fair-Trade-Unternehmen Gepa kritisiert, dass trotz der Erhöhung nicht mehr Geld bei den Bauern ankommt.
Kaffeeliebhaber müssen ab sofort tiefer in die Tasche greifen: Die lang anhaltende Trockenphase in Brasilien sowie die daraus resultierende Aussicht auf eine schlechte Ernte, hat seit Wochen den Preis für Kaffee an den Rohstoffbörsen stark nach oben getrieben. Am vergangenen Montag hat Tchibo – in Mülheim mit Filialen am Heifeskamp sowie im Rhein-Ruhr-Zentrum und im Forum vertreten – als einer der ersten Kaffeehändler die Preise angezogen. Das teilte das Unternehmen auf seiner Internetseite mit und auch in den Filialen konnten sich bereits seit einigen Wochen die Kunden auf Flugblättern darüber informieren.
In den zahlreichen Cafés in der Innenstadt dagegen hat sich die Erhöhung noch nicht niedergeschlagen, der Preis bleibt vorerst stabil: Weder im Mocca Nova, noch im Perfetto sind die Kosten für eine Tasse Kaffee gestiegen, von der Lage auf dem Rohstoffmarkt zeigt man sich unbeeindruckt. „Vielleicht gibt es im Sommer eine leichte Erhöhung, aber erstmal abwarten“, heißt es im Mocca Nova auf NRZ-Anfrage.
Bauern haben das Nachsehen
Dass die Preissteigerung auch eine Auswirkung auf das schwächste Glied der Kaffee-Kette, nämlich die Bauern in den Anbaugebieten, hat, bezweifelt Brigitte Frommeyer, Sprecherin des Wuppertaler Unternehmens Gepa, dass sich auf fair gehandelte Waren spezialisiert hat: „Die Bauern profitieren wenn überhaupt nur kurzfristig von solchen Hochpreisphasen, ganz sicher aber nicht nachhaltig.“
Oft reiche schon ein Gerücht über eine Knappheit aus, um die Preise in horrende Höhen zu treiben, erklärt Gepa-Geschäftsführer Thomas Speck: „Die Preise gehen dann steil nach oben, für einen Kaffee, der noch gar nicht existiert.“ Die Bauern hinkten dann hinterher, so Speck. Überhaupt könne er das Auf und Ab an den Börsen nicht beeinflussen. „Dort spielt es keine Rolle, ob der Bauer seine Produktions- und Lebenshaltungskosten decken kann.“
Ethische Komponente
Die Gepa, so Sprecherin Frommeyer, liege mit ihren Preisen generell über dem Weltmarktpreis. „So können wir auch in Phasen, in denen der Kaffeepreis niedrig ist, einen Mindestlohn nach unten für die Kaffeebauern garantieren.“ Und die Kunden des Weltladens an der Kaiserstraße sind gerne bereit die höheren Preise zu zahlen, wie eine Mitarbeiterin verrät. „Das sind Kaffeeliebhaber, die wissen genau was sie wollen.“
Und dann fließe ja noch eine ethische Komponente in die Entscheidung ein, im Weltladen zu kaufen: „Die Kunden wollen die Menschen in den Schwellenländern unterstützen“, so die Verkäuferin. „Deshalb nehmen sie die hohen Preise gerne in Kauf.“ Und die haben es tatsächlich in sich: So kostet zum Beispiel ein Kilogramm Kaffee dort nicht selten um die 20 Euro. Aber, wie die Mitarbeiterin betont: „Der schmeckt nicht nur, man tut damit auch Gutes.“