13 Tage lang wurde Jörg Albrecht in Abu Dhabi festgehalten und ist mittlerweile wieder wohlbehalten in Berlin zurück (WAZ berichtete). Der Autor und Theaterregisseur ist ein Kind des Ruhrgebietes und mit Mülheim besonders verbandelt. Seit zwei Jahren hat er mit dem Theaterkollektiv Copy & Waste eine Heimat am Ringlokschuppen gefunden und Stücke wie „Barbarellapark“, „Enid Blyton“ und „Einsatz hinter der V.ierten Wand“ produziert und vor Ort recherchiert.

Würden Sie noch einmal in die Arabischen Emirate reisen?

Puh, nee, es ist erst mal genug. Ich habe Leute in Abu Dhabi kennengelernt, die gesagt haben, du musst auf jeden Fall zurückkommen und mich besuchen. Aber ich habe das Vertrauen ziemlich verloren. Auch von den vielen anderen Fällen, die ich im Gefängnis mitbekommen habe. Im Ganzen arbeitet dieser Apparat doch nach anderen Prinzipien. Ich stehe der westlichen Welt auch nicht unkritisch gegenüber, aber wenn man das erlebt hat, kann man doch einiges, was hier passiert, für sehr gut und richtig halten.

Wie finden Sie Mülheim?

Mit der Stadt setzen wir uns stetig auseinander. Im Sommer ist es viel lebendiger, was ja für die meisten Städte gilt. Im Winter bekommt man vor allen Dingen von der Innenstadt den Eindruck, dass es eine Stadt der Alten ist. Mit Blick auf das Ruhrgebiet finde ich, dass Mülheim eine ganz spezielle Stadt ist. Dass es hier eine Hochschule gibt, merkt man nur so halb.

Kommen die Studenten denn in Ihre Stücke?

Das glaube ich, ehrlich gesagt, nicht, weil es ja ganz spezielle Studiengänge sind. Ich würde sogar vermuten, wenn die Leute kämen, dass ihnen die Stücke gut gefallen würden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade solche Leute auf so etwas stehen, weil es eben kein klassisches Theater ist, sondern viel mit digitaler Logik und Vernetzung zu tun hat.

Was gibt’s Neues?

Das neue Projekt „54. Stadt“ kommt im September. Schon seit eineinhalb Jahren sind wir mit den anderen Gruppen (Kainkollektiv, Ligna und Invisible Playground) in der Vorbereitung dafür. Wir hatten immer wieder Workshops, um das Ganze zu entwickeln und organisatorisch ist schon viel gemacht. Wir starten damit richtig im Juni.

Haben Sie den Text geschrieben?

Es gibt einen neuen Roman „Anarchie in Ruhrstadt“ von mir, der sozusagen die Grundlage dafür bildet. Bei dem 54. Stadt-Projekt werden wir 30 Jahre in die Zukunft springen und auf die Ruhrstadt zurückschauen – so ein bisschen science-fiction-mäßig.

Wird es ein Theaterstück?

Unser Part wird schon eher Theater. Dabei spielen wir mit Shows wie Dschungel-Camp und Big Brother im weitesten Sinne und kreieren ein eigenes Format. Einer der Protagonisten kommt in die Donnerkuppel. Das ist eigentlich aus einem Film geklaut, aus Mad Max 3, einem 80er-Jahre-Schinken. In einer Metallkugel treten Leute zum Kampf gegeneinander an und wer den anderen besiegt, muss ihn töten. Das nehmen wir wie eine verschärfte Spielshow auf. Wenn es so weitergeht mit den Reality-Formaten, wird man irgendwann Menschen auch dazu anhalten, sich vor der Kamera zu töten.