Gegenkandidaten? Sind weit und breit nicht zu erkennen: Ein Jahr vor der Oberbürgermeister-Wahl hat nch keine Partei einen Bewerber benannt. Auch Amtsinhaberin Dagmar Mühlenfeld lässt offen, ob sie nach elf Jahren nochmal antritt. Die Mülheimer Bürger sind in der Frage entsprechend: gespalten.
Morgen in einer Woche setzen über 133 000 wahlberechtigte Mülheimer nicht nur Europa ihren Akzent, sondern stellen auch noch in der Kommunalwahl die Weichen für sechs Jahre lokaler Politik. Wer wird stark, wer schwächer? Das Ergebnis ist naturgemäß offen - aber wie die Mülheimer die Politik, die Vorzüge und die Probleme ihrer Stadt einschätzen, das kann man sie fragen und das haben wir getan. Seit drei Wochen blättern wir nun die Resultate des Bürgerbarometers auf, die oft überraschten. Dass viele Mülheimer eine Lösung des Kaufhof-Dilemmas mit ihrem Steuergeld unterstützen würden, wer hätte das gedacht? Wer hätte geglaubt, dass der Unmut über die Chiffre Ruhrbania tiefer sitzt als die Freude über Spatenstiche und Hafenfolklore? Wer hätte erwartet, dass Mülheimer immer noch gerne wählen gehen und wählen würden, aber in großer Zahl partout nicht wissen, wen?
Viele dafür, viele dagegen
Heute wollen wir die Aufbereitung der Umfrage beschließen, mit einer Frage, die weit über den 25. Mai hinaus reicht, der nach Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Deren Amtskette steht erst 2015 zur Disposition und Mühlenfeld selbst will erst nach dem 25. Mai erklären, ob sie noch einmal antritt. Wir haben deswegen gefragt: soll sie? Das Ergebnis ist.: weniger eindeutig als es sich Wahlkampfstrategen wünschen.
38 Prozent der Mülheimer sagen in der repräsentativen Umfrage: Ja, Mühlenfeld (63) soll nochmal antreten, 36 Prozent sagen klar Nein. Jüngere bis 29 Jahren und Ältere ab 60 Jahren sagen dabei eher Ja zu einer neuen Kandidatur, die Sandwich-Generation eher Nein. Aber nirgendwo ist der Unterschied so markant, als dass er nicht aufholbar wäre, sowohl für Mühlenfeld als auch einen möglichen Gegenkandidaten. Ähnlich ist das Bild bei der Frage nach der Zufriedenheit mit der Amtsführung. Sechs Prozent sind sehr zufrieden (drei Prozentpunkte mehr als 2011), acht Prozent sind überhaupt nicht zufrieden (minus neun Prozentpunkte zu 2011) - aber 34 Prozent können sich kein Bild machen, sind indifferent. Mühlenfeld selbst sagt, sie freue sich über das Ergebnis, weil sie „weit über die Parteigrenzen hinaus als OB gewünscht“ werde. Die Menschen honorierten, dass sie „den Stillstand überwunden habe.“
Das hebt darauf ab, dass im Vergleich zu 2011 die Zahl der uneingeschränkt Zufriedenen deutlich gestiegen und sich die Säule am anderen Ende der Skala mehr als halbiert hat. Es blendet aber aus, dass der Anteil der Unentschiedenen sehr hoch ist - und dass ausgerechnet in der Generation, die überwiegend Nein zu eine weiteren Amtszeit sagt.
Mit anderen Worten: Wenn Mühlenfeld erneut antritt, würde noch viel Überzeugungsarbeit vor ihr liegen.