In Fußfesseln wurde Jörg Albrecht am Montag dem Gericht in Abu Dhabi vorgeführt. Mit dem Ergebnis, „dass er nächste Woche noch mal ins Gericht muss und einen anderen Staatsanwalt bekommt“, erläutert Holger Bergmann vom Ringlokschuppen. Der Vorwurf „ist noch nicht benannt worden“. Bergmann hat jetzt direkten Kontakt zu Albrecht. Seit zwölf Tagen wird der Autor und Theaterregisseur nun schon in den Arabischen Emiraten festgehalten, drei Tage inhaftierte ihn die Geheimpolizei. Jörg Albrecht und die Gruppe „copy & waste“ sind für zwei Jahre lang Residenz-Künstler des Lokschuppens. Alle stehen vor einem Rätsel, was passiert war, dass Albrecht am 1. Mai in der Nähe seines Hotels in Abu Dhabi von der Straße weg verhaftet wurde. Er gilt als bedächtiger Mensch, von dem es schwer vorstellbar ist, dass er mutwillig mit den Gepflogenheiten und Gesetzen eines anderen Landes und Kulturkreises spielen würde. Das Ganze „ist nur sehr schwer verständlich und erklärbar“, sagt Bergmann. Ein Grund könnte sein, dass Albrecht, der mit seinem iPad unterwegs war, um Architektur zu fotografieren, unwissentlich Gebäude, vielleicht auch Botschaften, aufnahm. Der Schriftsteller war mit sieben Schweizer und drei deutschen Autoren zur internationalen Buchmesse nach Abu Dhabi eingeladen.

Derzeit sei er nicht mehr inhaftiert, sondern gegen Kaution frei und habe ein Zimmer in einer amerikanischen Universität, so Bergmann. Der Ausgang des Verfahrens ist ungewiss. „Für ihn ist es eine emotionale Achterbahnfahrt.“ Alles, was auf diplomatischem Weg möglich sei, wolle man versuchen. Eine Petition an den Scheich und Kulturminister der Vereinten Arabischen Emirate wurde auf den Weg gebracht, die bereits von etlichen Künstlern unterzeichnet wurde, darunter Roberto Ciulli oder René Pollesch. „Bitte lassen Sie umgehend den Schriftsteller Jörg Albrecht ausreisen!“, heißt es dort.