Die Höhe? „Macht mir nichts aus“, meint Andre Knebel. Der 14-Jährige streicht gelassen weiter an der Stahlkonstruktion der alten Mülheimer Dreherei. Immerhin aber liegt die bestimmt fünf Meter über dem Boden.

Andre jedoch ist voller Elan bei der Arbeit, obwohl er dafür nicht einen Cent Taschengeld sieht – eine Ehren-Amts-Sache.

Seit Januar hilft der Jugendliche von der Klasse 7b der Schule im Hexbachtal jeden Samstag gut vier Stunden lang bei allem, was in dem denkmalgeschützten Gebäude nahe der Feuerwache getan werden muss, damit es künftig die Mülheimer Vereine nutzen können. Andre besserte die historischen Rauchabzüge unterm Dach mit aus, setzte Fensterkitt ein, stellte die schönen Rundbogenfenster wieder her, strich. Alles unter professioneller Anleitung ebenfalls ehrenamtlicher Handwerker, das versteht sich von selbst.

„Mir macht das Spaß“, sagt er. Und wenn man ihm über die Schulter schaut, glaubt man ihm das. Zuhause werkelt Andre im Garten, „mit meinem Stiefvater habe ich letztens einen Tisch geschliffen“, erzählt er nicht ohne Stolz. Das Schreinern oder Maurern kann er sich auch beruflich gut vorstellen.

Den Stolz zeigt auch seine Lehrerin Sabine Schröder, die das Projekt „Sozial genial“ vor etwa drei Jahren ins Leben gerufen hat. „Ich finde es klasse, wie Andre sich hier eingebracht hat, und das alles nur in der eigenen Freizeit, keine Stunde Unterricht fiel dafür aus“, lobt sie kräftig. Geld gibt es für das Engagement nicht, aber ein positiver Vermerk im Zeugnis, eine Bescheinigung für das Praktikum und eine Urkunde sind der Lohn.

Engagement ist ein Türöffner

Eine Menge Wissen und Erfahrung kann man außerdem für sich selbst mitnehmen, meint Lehrerin Sabine Schröder. „Viele Schüler wissen oft nicht, dass sie auch solche Arbeiten für ein Praktikum machen können. Sie meinen, man könne nur soziale Arbeit in der Altenpflege leisten.“

Auf die Mitarbeit in der Alten Dreherei kam Andre Knebel übrigens, als sich diese einmal in der Schule vorstellte. Soziales Engagement öffnet Türen in Betriebe, die für die spätere Ausbildung oder den Beruf wichtig sein können, weiß Schröder, „man muss natürlich freundlich und fleißig sein, einen guten Eindruck hinterlassen“.

Andre ist das gelungen, denn Martin Menke, der das Projekt der Alten Dreherei ins Leben rief und mitorganisiert, ist ebenfalls voll des Lobs über den 14-Jährigen: „Er war sehr zuverlässig jeden Samstag da, das ist nicht selbstverständlich.“