Mülheim.. Mit 18 Jahren ist Jan Vogelsang (SPD) jüngster Ratskandidat in NRW. Neben der Schule kämpft der Schüler eines Wirtschaftsgymnasiums im Straßenwahlkampf um jede Wählerstimme. Als Hobby entwirft der Polit-Youngster Webseiten und Aktienanalysen.
Jan Vogelsang kommt gerade von der Fahrschule, bald hat der 18-Jährige Prüfung. Aber deswegen ausruhen? Von wegen. Gleich nach dem Interview geht es weiter zu Hausbesuchen in den Wahlkreis — Stimmen sammeln. Denn Jan Vogelsang kandidiert für die SPD um einen Sitz im Stadtrat. Mit seinen knapp 18 Jahren ist er damit der jüngste Ratskandidat Nordrhein-Westfalens.
Mit Flyern und Plakaten zieht Jan schon seit Beginn des Wahlkampfs von Haustür zu Haustür, um mit den Menschen in seinem Wahlbezirk Holthausen-Süd zu sprechen. „Das ist schon anstrengend manchmal“, gibt Jan zu. „Macht aber auch verdammt viel Spaß.“ Für Politik hat sich der 18-Jährige schon früh interessiert. „Meine Eltern waren zwar nie politisch aktiv, haben aber immer mit mir über politische Themen diskutiert.“
Mit 14 den Jusos beigetreten
Die Partei suchte er sich selbst aus. „Ich war unzufrieden mit der Schulpolitik der Rüttgers-Regierung.“ Anstatt nur zu meckern, wollte er lieber selbst etwas verändern. „Mit 14 bin ich dann den Jusos beigetreten.“ Damals klebte Jan für Hannelore Kraft Plakate – sein erster Straßenwahlkampf. In seinem zweiten wirbt er nun für sich selbst.
Auch junge Themen in den Rat einbringen
Jan Vogelsangs Wahlkreis 06 liegt im Bezirk Holthausen-Süd. Dort wirbt der Schüler aus Saarn bei Hausbesuchen um Stimmen. Wünschen würde er sich für seine Partei 25 Prozent. „Zumal wir bei den letzten Wahlen dort schlecht abgeschnitten haben.“ Jan steht auf Listenplatz 5.
Wichtig sei es ihm, auch junge Themen in den Rat einzubringen. Dass er mit 18 Jahren noch nicht in jedem Ressort fit sein kann, ist Jan klar. Aber er verspricht: „Das Wissen werde ich mir aneignen.“
Flughafen, Bürgerradweg oder ÖPNV – Gelegenheit, sich politisch zu profilieren hat Jan Vogelsang in seinem Wahlkreis genug. Einsetzen möchte er sich etwa für ein Mehrgenerationenhaus oder die Anbindung der Flughafensiedlung an die Innenstadt. Auch die Anschlussnutzung des Flughafens sei ein wichtiges Thema, das „gemeinsam mit Bürgern diskutiert werden muss“. Politische Vorbilder hat Jan einige. Franz-Josef Strauß ist eines. „Nicht wegen seiner politischen Linie, sondern, weil er auch mal auf den Tisch hauen konnte – genau wie Gerhard Schröder.“
Bemüht, seriös aufzutreten
Nehmen einen die Wähler denn mit 18 Jahren ernst? „Die meisten schon. Daher bemühe ich mich, seriös aufzutreten“, sagt der Schüler, der sich auf das Ressort Finanzen spezialisiert hat. Zurzeit besucht er die elfte Klasse des Wirtschaftsgymnasiums an der Lehnerstraße. Abi möchte er machen, danach Informatik oder Bankwesen studieren. Schließlich sind seine Hobbys das Programmieren und die Aktienanalyse.
Um sich kreativ ausleben zu können, entwirft Jan die Websites einiger SPD-Kandidaten. Hinzu kommen Hobbys wie Lesen, Joggen und, ach ja: Russisch hat er sich auch selbst beigebracht. Bei so viel Produktivität warnen seine Freunde ihn: „Ich solle mich nicht übernehmen.“ Aber er kann nicht anders. „Den Schlaf habe ich schon auf fünf Stunden reduziert. Das muss reichen“, lacht er. Vielleicht reicht es bei so viel Einsatz am 25. Mai ja für den Einzug in den Rat.