Mülheim. . Was hätte wohl Kurt Schumacher über die Maikundgebung am vergangenen Donnerstag gedacht? Sichtbar weniger Menschen, vielleicht 600, fanden sich zu den Reden auf dem Platz vor dem Forum ein. Dabei ging es um wichtige Themen: Den Wert von guter Arbeit und einem sozialen Europa.
Was hätte wohl Kurt Schumacher über die Maikundgebung am vergangenen Donnerstag gedacht? Sichtbar weniger Menschen, vielleicht 600, fanden sich zu den Reden auf dem Platz vor dem Forum ein. Dabei ging es um wichtige Themen: Den Wert von guter Arbeit und einem sozialen Europa.
„Gute Arbeit kann es nur auf Dauer in einem sozialen Europa geben“, mahnte Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Das aber bedeute neben Investitionen in Bildung und Ausbildung, vom eigenen Lohn leben, Familie und Beruf vereinen zu können. „Das muss drin sein!“, bekräftigte sie.
468 000 Arbeitsplätze vernichtet
Dass dies aber nicht einmal im geeinten Europa selbstverständlich ist, berichtete José Antonio Pasadas von der spanischen Metallgewerkschaft MCA-UGT. Im spanischen Gesundheits- und Bildungswesen und bei den sozialen Dienstleistungen seien allein 468 000 Arbeitsplätze vernichtet worden. Befristete Arbeitsverträge und Leiharbeit wachsen, schilderte Pasadas die sozial bedenkliche Situation in seinem Land, aber nicht nur dort: „Der Wohlfahrtsstaat wird Tag für Tag vom Kapitalismus in Zusammenarbeit mit vielen Regierungen in Frage gestellt.“
Dazu passe, erzählt Frank Stierlin (MLPD Mülheim) am Rande der Maikundgebung, dass Stahlarbeiter in Griechenland, die 2011 für mehr Lohn in den Streik traten, kriminalisiert und nun mit 23 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden seien.
Besorgt um Arbeitsplätze in unserer Stadt zeigte sich der DGB-Stadtverbandsvorsitzende Volker Becker-Nühlen, „auch und vor allem im industriellen Bereich“. Damit spielt er unter anderem auf den milliardenschweren „Verhandlungspoker Siemens Alstrom“ an (wir berichteten).
Gemäßigtes Lob für die große Koalition im Bund erteilte Becker-Nühlen zwar: Sie habe „einige Projekte angeschoben – und wir haben im Vorfeld der Bundestagswahl auch viel Druck gemacht“. Entsprechend jedoch ist der Schulterschluss der Gewerkschaft mit der SPD – die am Donnerstag reichlich auf dem Platz vertreten war – noch ein zerbrechlicher. „Es gibt positive Signale in Sachen Rente und Mindestlohn. Wir sind aber noch lange nicht wieder eins“, macht Becker-Nühlen gegenüber der WAZ deutlich.
Doch wie stark sind die Gewerkschaften aktuell? Der eher verhaltene Besuch der Maikundgebung überraschte auch den DGB-Mann, der mit 1000 Menschen rechnete. Denn die Mitgliederzahl in vielen Gewerkschaften steige, die Betriebsratswahlen würden mehr als noch in den Jahren zuvor unterstützt, meint Becker-Nühlen.