Mülheim an der Ruhr.. „2-Rad Haakert“ ist vielen Mülheimern ein Begriff, und zwar seit Generationen. Nach dem Krieg machte sich Karl Haakert selbstständig, reparierte und lackierte Autos und Motorräder. Im Laufe der Jahre spezialisierten er und später auch Sohn Thomas sich auf Zweiräder. Ein Blick auf 62 spannende Jahre.


Und wieder schließt ein Mülheimer Traditionsgeschäft: Bei „2-Rad Haakert“ an der Nordstraße läuft der Ausverkauf; schon in wenigen Wochen werden Laden und Manufaktur Geschichte sein. Inhaber Thomas Haakert (56) und seine Frau Patricia (57) gönnen sich den Ruhestand. Zum Abschied wirft Haakert einen Blick zurück, erzählt aus 62 bewegten Jahren. Schon als Zehnjähriger wollte er nichts anderes werden als Firmenchef. Er half den Eltern oft nach der Schule aus und kassierte bereits ein erstes Salär: zwei Mark in der Woche.

Vater Karl war es, der 1947 den Grundstein für den Fachhandel legte. Kaum aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück, reparierte und lackierte der Autoschlosser schon in Winkhausen Autos und Motorräder. „Die Devise lautete: Hauptsache, die Dinger laufen wieder“, so Haakert junior. 1952 wurde die Sache professioneller: Karl Haakert eröffnete ein offizielles Geschäft und setzte fortan auf den Verkauf und die Reparatur von Fahrrädern, Mopeds, Motorrollern.

„Ich habe den alten Laden so geliebt“

1967 wurde dieses erste Geschäft an der Nordstraße abgerissen und der Laden, den die Mülheimer heute noch kennen, entstand. Als der kleine Thomas verstand, was passieren würde, weinte er bitterlich: „Ich habe den alten Laden so geliebt – vor allem den riesigen Kanonenofen. Der war so urig und hat mich immer an Kindermärchen erinnert. . .“ Mit Märchen aber war kein Geschäft zu machen, mit einem neuen, schmucken Laden hingegen schon. Das leuchtete bald auch dem Sohn ein.

Der war ohnehin begeistert vom Unternehmen: „Ich mochte alles: das Geschäftsleben, den Umgang mit den Menschen, die Technik und natürlich die Fahrräder. . .“ Für fesche Flitzer habe er übrigens ganz früh ein Faible gehabt, erzählt Haakert. „Mit drei Jahren habe ich einen Topf Farbe aus der Garage geklaut und meinen Roller gelb angemalt.“ Weil dabei auch die halbe Garage Sprenkel abbekam, waren Papa und Mama wenig erfreut: „Mir wurde fürchterlich der Hintern versohlt.“

Kunden konnten sich nach eigenen Wünschen Räder bauen lassen

1984 schließlich erfüllte sich der Kindertraum von Thomas Haakert: Er übernahm den Laden von seinen Eltern und betrieb ihn gemeinsam mit seiner ersten Frau, Margret. Diese verstarb früh – und so stieß im Jahre 1990 Haakerts zweite Frau, Patricia, hinzu. Einige Jahre lief der Verkauf von motorisierten und nicht-motorisierten Zweirädern parallel. Dann setzten die Haakerts voll und ganz auf Fahrräder samt Equipement und schließlich auch, dem Zeitgeist entsprechend, auf Elektroräder. 2009 kam die Manufaktur hinzu; Kunden konnten sich nach eigenen Wünschen Räder bauen lassen. „Bis heute lässt sich mit unserem Geschäftsmodell Geld machen“, sagt Haakert, „doch klar ist: Man muss viel Fachwissen haben und die Branche gut kennen.“ Einen Nachfolger habe man übrigens gesucht, aber nicht gefunden.

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Und was waren privat die liebsten Fortbewegungsmittel? „Zum einen mein Bonanza-Rad, das ich als Kind hatte, und das eine lange Stange samt Fuchsschwanz besaß. Zum anderen meine Münch Mammut, ein einzigartiges Motorrad. Wenn ich das nicht so früh verkauft hätte, wäre ich heute reicher. Liebhaber zahlen dafür jetzt bis zu 80 000 Euro.“