In diesem Jahr haben die Bezirksvertretungen schon der Entfernung von über 150 städtischen Bäumen zugestimmt. In der kommenden Wochen fallen wieder neun Bäume, deren Standfestigkeit zweifelhaft ist

Am Steinknappen vor dem Haus Nummer 122 steht schon das Halteverbotsschild. Handschriftlich ist mit Edding das Datum des kommenden Montags geschrieben, gedruckt steht darauf Zeitraum von 7 bis 16 Uhr und der Zusatz, dass dies auch für den Seitenstreifen gilt. Der Anlass ist nicht vermerkt. Tatsächlich sollen hier zwei Rosskastanien gefällt werden. Wie die Verwaltung in einer dürren, siebenzeiligen Mitteilung kundtat, sollen in der kommenden Woche insgesamt neun städtische Bäume aus Verkehrssicherheitsgründen fallen. Es handelt sich fast immer um Einzelbäume, deren Stand- und Bruchsicherheit nicht mehr gewährleistet scheint, weil sie unter Ausmorschungen, Pilzbefall und Zwieselanriss litten. Von Zwieseln redet man, wenn sich der Stamm in zwei Triebe gabelt.

Betroffen sind Bäume am Muhlhofskamp (Silberahorn), Nordstraße (zwei Linden), An der Rennbahn (Spitzahorn) und am Schemelsbruch/Fuchsgrube (Rotbuche). Der Baum mit dem größten Umfang steht auf einer Grünfläche an der Königsbergerstraße, es ist ein dreistämmiger Silberahorn mit einem Umfang von knapp 3,60 Metern. Hier muss außerdem noch eine Linde weichen. Die übrigen Bäume haben laut Stadtsprecher Umfänge von 150 Zentimeter und mehr. Die Anwohner wissen offenbar nichts von den Fällungen. Eine direkte Nachbarin des großen Baums zuckte auf Nachfrage vor Ort nur mit den Schulten.

Kaum Gegenstimmen

Detailliertere Angaben über die zu fällenden städtischen Bäume finden sich im Internet; im Ratsinformationssystem bei den Unterlagen der Bezirksvertretungen. Hier wurden in diesem Jahr bereits umfangreiche Fällungen beschlossen. Neben den Fällungen am Schloßberg und Cheruskerstraße wurde hier zuletzt am 10. März die Entfernung von 23 Bäumen im Bereich der Bezirksvertretung 1 beschlossen. In einer Tabelle ist stets die Art des Baumes, der Standort, der Stammumfang sowie Art und Anzahl der Ersatzpflanzungen genannt. In einer weiteren Tabelle sind kurz die Gründe für die Fällung angegeben. Eine weitere Liste vermittelt einen Überblick über die zuletzt erfolgten Neupflanzungen. Bereits im Januar war in den Bezirksvertretungen die Fällung von 109 Bäumen behandelt worden, wobei die Vorschläge meist breite Zustimmung fanden. Macht mit den Bäumen, für die die Politik im März grünes Licht gab, mindestens 157 Bäume. Eine beachtliche Anzahl.

Unzumutbarer Gestank

Ein Baum war allerdings, wie der Niederschrift zu entnehmen ist, nicht krank: ein Ginko an der Arnoldstraße 33-35. Eine extreme Geruchsbelästigung, sobald er Früchte trage, die den Anwohnern nicht zuzumuten sei, war der Grund der Fällung. Wenn es drei Monate nach Erbrochenem rieche, sei das unzumutbar. Im Amtsdeutsch heißt das dann: „Die Entfernung dient dem Immissionsschutz und dem Schutz des Allgemeinwohls.“