Mülheim an der Ruhr. . Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, hat der Belegschaft in Mülheim einen Besuch abgestattet. Laut Betriebsratschef Pietro Bazzoli hat er viel Zuversicht unter den teils arg verunsicherten Mitarbeitern verbreitet. Doch klar sei auch, so Kaeser: Zurücklehnen könne sich niemand.

Seit Sommer 2013 ist Joe Kaeser Vorstandsvorsitzender der Siemens AG – nun hat er erstmals die Beschäftigten in Mülheim besucht. „Und er hat ihre hohen Erwartungen nicht enttäuscht“, freut sich Betriebsratschef Pietro Bazzoli. „In seiner Rede waren viele Passagen, die glauben lassen, dass er den Konzern in Summe auf den richtigen Weg bringt.“

Die Verunsicherung der Mitarbeiter – 4800 gibt es davon allein in Mülheim – ist riesig. Wie wirkt sich die Energiewende aus? Was verbirgt sich hinter dem mächtigen Wort Konzern-Umbau? Wie sicher sind unsere Arbeitsplätze noch? Diese und andere Themen beschäftigen die Mitarbeiter, zeigte eine interne Umfrage. Auf ein mal ein Meter große Würfeln konnten die Beschäftigten im Vorfeld des hohen Besuches notieren, was sie sich für die Zukunft wünschen. Mit einigen Punkten wurde Kaeser konfrontiert. Seine Botschaft war klar: „Er möchte den Dialog mit Beschäftigten und Arbeitnehmervertretern“, so Bazzoli. „Doch er sagt auch: Letztlich entscheidet der Vorstand.“

Kaeser sprach vor rund 1600 Beschäftigten

Kaeser sprach bei einer Betriebsversammlung vor 1600 Beschäftigten, einer auffallend hohen Zahl. „Aber es ist ja auch nicht alltäglich, ihn live zu erleben. Die meisten kannten ihn nur aus dem Fernsehen.“ Und so waren sie u.a. neugierig, was er sagen würde zu dem Programm „Mensch vor Marge Siemens 2020“, das die Betriebsräte aufgelegt haben – als Antwort auf ein reines Kosten-Effizienz-Programm, das vor allem auf Personalabbau setze. Kaeser betonte, „Mensch und Marge müssen in Einklang stehen“, denn: „Das eine kann ohne das andere nicht. Ohne Marge ist vieles schwierig. Aber ohne Menschen ist alles nichts.“

Seit August 2013 an der Spitze des Konzerns

Joe Kaeser wurde am 23. Juni 1957 in Arnbruck/Kreis Regen geboren. Er ist studierter Betriebswirt, hat 1980 bei der Siemens AG angefangen. Sein Weg bis an die Spitze führte über viele verschiedene Posten, auch im Ausland.

Der Aufsichtsrat der Siemens AG wählte den zweifachen Vater am 31. Juli 2013 als Nachfolger von Peter Löscher zum Vorstandsvorsitzenden.

Es sei ihm gelungen, der Belegschaft wieder Orientierung zu geben – und Hoffnung. Trotz allem habe er aber auch deutlich gemacht, dass sich keiner zurücklehnen könne, dass nur der Markt darüber entscheide, wie es weitergeht. Mülheim müsse versuchen, seinen Platz im weltweiten Wettbewerb zu finden. Dabei seien Projekte wie das Weltrekord-Kraftwerk auf der Lausward in Düsseldorf äußerst hilfreich.

„Am Ende“, so Bazzoli, „hat die Belegschaft einen Applaus spendiert, wie ich ihn noch nicht erlebt habe.“ Kaesers Antwort? „Ich komme wieder – und hoffe, erneut so nett begrüßt zu werden.“