Das für Raub zuständige Kriminalkommissariat hat gestern Alarm geschlagen: Offensichtlich ist Mülheim gerade im Fokus von Trickbetrügern, die mit dem so genannten Enkeltrick versuchen, hilfsbereite Senioren um ihre Ersparnisse zu bringen. Die Polizei warnt dringend vor den Trickbetrügern und appelliert vor allem an Senioren, besonders misstrauisch zu sein, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die man nicht zweifelsfrei erkennen kann.
Fünf Fälle wurden der Polizei allein bis zum Donnerstagmittag nur aus Mülheim gemeldet, in denen Anrufer sich als Angehörige ausgaben, die gerade in einer finanziellen Klemme stecken. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und Strafverfahren eingeleitet. In allen fünf Fällen gingen die Täter, die vorgaben, hohe Bargeldbeträge zu benötigen, leer aus, weil sich die Senioren nicht austricksen ließen.
Dennoch nimmt die Polizei eine hohe Dunkelziffer an: gerade bei jenen Fällen, in denen die geschickten Trickbetrüger erfolgreich waren. Ermittler wissen längst, dass solche Taten nicht zufällig geschehen, sondern dass sie bandenmäßig oft aus dem Ausland geplant werden. Gezielt werden nacheinander ältere Opfer angerufen, die um Bargeld oder auch Schmuck gebracht werden, was ein Angehöriger angeblich so dringend braucht, um eine Wohnung anzuzahlen, einen Unfall zu regulieren oder auch, um eine Krankenhausrechnung zu begleichen. Nicht selten wird das Opfer erst zur Bank geschickt, wenn nicht genug Bargeld im Haus ist. Aufmerksame Bankangestellte erkennen manchmal den betrügerischen Hintergrund und können die Tat vereiteln.
Es geht sehr oft um hohe Bargeldbeträge, die die Polizei Essen/Mülheim normalerweise nicht konkretisiert. Exemplarisch wurde im Dezember ein Fall der Behörde genannt, bei dem Tricktäter einer 80-Jährigen 50 000 € abluchsen konnten. Viele Opfer benachrichtigen allerdings weder die Polizei noch ihre Familie: Weil sie sich schämen.
„Rufen Sie uns immer an“, appelliert Polizeisprecherin Tanja Horn. Wenn man angerufen wurde und sich nicht sicher ist, wenn ein Täter schon einen Mittäter („mein Freund kommt dann vorbei“) angekündigt hat, aber auch, wenn man den Anrufer selbst abwimmeln konnte. „Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Sie vermuten, dass es ein Telefonbetrüger auf Sie abgesehen hat, unter Notruf 110“, rät die Polizei.