Sechs Männer sitzen im Hinterzimmer von Franky’s im Ruhrkristall. Fast alle haben einen Bildschirm vor sich, sei es ein Laptop, ein Tablet oder ein iPhone. Es sind die Piraten, die noch einmal, ehe sie es veröffentlichen, ihr Programm für die Kommunalwahl Punkt für Punkt durchgehen. Kein einziger Gast ist an diesem Abend gekommen. Es ist keine reine Männerrunde, später kommt noch Pajtesa Qengaj, die neue Pressesprecherin, die im Krankenhaus arbeitet. Die Stammtische waren mal stärker besucht, damals, als die Piraten auch in der Wählergunst noch deutlich höher lagen.

Es ist eine „kleine bunte Gruppe vom Jugendlichen bis zum Senior“, die auch von den beruflichen Hintergründen breit gefächert sei, wie der Vorsitzende Carsten Trojahn die Mitgliederstruktur charakterisiert.

Die dünne Personaldecke sieht Trojahn durchaus ambivalent. Natürlich stehen ihm jetzt Nachtschichten und eine entbehrungsreiche Zeit bevor, in der nicht alles, was wünschenswert wäre, geleistet werden kann. Der Hype der Vergangenheit hatte aber auch dazu geführt, dass Leute, die von einer zur anderen Partei springen, zu ihnen kamen. Die passten dann oft nicht zur Parteilinie, was auch in der Öffentlichkeit leicht zu Irritationen führen konnte. „Solche Springer sind jetzt sicherlich bei der Alternative für Deutschland“, denkt Trojahn.

Die Internetseite sollte eigentlich längst freigeschaltet sein, aber Programm und die Aufstellung der Kandidaten für die Kommunalwahl hatte Priorität. Die Themen und Schwerpunkte verwundern, insbesondere für die Piratenpartei. Natürlich fehlen die zu erwartenden Punkte wie freies Internet, Bürgerbeteiligung durch Abstimmungen und das gläserne Rathaus nicht. Bei einigen Punkten begnügen sie sich mit ein paar Schlagwörtern, in anderen Fällen, etwa beim Nahverkehr, aber auch bei Umweltthemen (etwas Windkataster und Plastiktütenverbot), fällt es mehr als ausführlich aus. „Wir sagen nur etwas zu dem Thema, wenn wir auch jemanden haben, der sich auskennt“, sagt Trojahn. So finden sich auch längere Ausführungen zum Hospiz im Programm. Man merkt dass sie die letzten drei vier Monate die Lokalpolitik verfolgt haben. Einige Punkte, wie etwa die Zinswetten, greifen sie auf.

„Wir sollten noch etwas zu Inklusion schreiben, das ist ein wichtiges Thema“, schlägt ein Mitglied vor, die anderen stimmen zu, doch ein Formulierungsvorschlag fällt niemandem so recht ein. Deshalb lassen sie den Punkt lieber fallen. Am längsten diskutieren sie an diesem Abend wohl über die Freilichtbühne. Was die Regler da in all den Jahren aufgebaut haben, imponiert ihnen, auch dass sie jetzt die ganze Bühne betreuen und an ihrem Prinzip Kultur aus dem Hut festhalten, finden sie nur konsequent. Doch aus Gesprächen wissen sie, dass die finanzielle Last durch die Nebenkosten auch groß ist. Das darf ihnen nicht das Genick brechen, sie brauchen eine Entlastung, sind sich die Freibeuter sicher und feilen länger an einer prägnanten Formulierung an der geeigneten Stelle.

Das Kunstmuseum und das Theater an der Ruhr fehlen in ihrem Kulturteil komplett. Diese traditionellen Kultureinrichtungen müssen die Freibeuter wohl erst noch entern.